Mehr als eine Woche lang warteten die Katalanen gespannt auf diesen Moment. Gestern um 19.13 Uhr war es so weit: Regionalpräsident Carles Puigdemont (54) verkündete die Unabhängigkeit Kataloniens – nur um sie einen Moment später wieder auf Eis zu legen.
Die Aktion sorgte nicht nur für Enttäuschung bei vielen Separatisten, sie rief auch Spott und Belustigung auf den sozialen Medien hervor. Kurz nach Puigdemonts Rede kursieren zwei Reuters-Bilder, welche den emotionalen Schleuderflug der Katalanen besser auf den Punkt bringen als zehn Analysen.
«Die Unabhängigkeit Kataloniens in zwei Bildern, dazwischen fünf Sekunden», schreibt der spanische Sportjournalist Ignacio Miguélez, der die Fotos einander als einer der Ersten Gegenüberstellte.
Dieser Moment war das Hauptthema der Online-Humoristen. Ein Screenshot zeigt, wie Katalonien auf Wikipedia die Liste der «kurzlebigsten souveränen Staaten» anführt – mit einer Lebensdauer von acht Sekunden.
Der Eintrag auf der Online-Enzyklopädie wurde unterdessen angepasst, Kataloniens Mini-Unabhängigkeit ist wieder von der Liste verschwunden.
Eigenständig oder nicht – oder beides? Einige Twitterer riefen Schrödingers Katze auf den Plan.
Dabei handelt es sich um ein Gedanken-Experiment aus der Physik, bei dem sich eine Katze in einem Zustand befindet, in dem sie gleichzeitig als lebendig und tot gilt.
Andere orientierten sich an der Filmwelt. Ein Twitterer postete eine Fotomontage von Puigdemont als schottischer Freiheitskämpfer Braveheart.
«Sie mögen unser Leben nehmen, aber niemals nehmen sie uns unsere aufgeschobene Erklärung, um einen Dialog anzustreben», lässt der User William Wallace sagen. So geht Pathos!
Ebenfalls aus Hollywood:
Eine Szene aus dem Spielberg-Film «Terminal». Tom Hanks spielt darin einen Bürger des fiktiven Landes Krakosia, der am New Yorker Flughafen festsitzt, weil sein Land wegen eines Bürgerkriegs nicht mehr anerkannt wird.
Wie es jetzt weitergeht, ist unklar. Dass sich die Spanier mit den Katalanen an einen Tisch setzen, scheint weiter unwahrscheinlich. Auch nach der neusten Entwicklung hat deshalb die Karikatur des Schweizer Zeichners Patrick Chappatte aus der vergangenen «NZZ am Sonntag» nichts an Aktualität eingebüsst.
(rey)
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