Vor zwei Tagen noch war die Welt in der kleinen Ortschaft Schuld im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz in Ordnung. Das Dorf mit 700 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt in einem grünen Tal in der Eifel, einer Region in Westdeutschland, bekannt für seine Weinanbaugebiete und malerischen Wanderrouten.
Die rund 80 Kilometer lange Ahr schlängelt gemächlich durch das Tal, vorbei auch an Schuld, das in einer Schlaufe des Flusses liegt. Normalerweise. Denn am Mittwoch trat die Ahr über die Ufer und sorgte für die komplette Zerstörung, riss Häuser und Autos weg und Menschen in den Tod.
Das Sturmtief Bernd, das zurzeit über Mitteleuropa kreist, entfesselte mit seinem stundenlangen Starkregen eine wahre Sintflut im Gebiet. Der Regen liess den Wasserstand der Ahr rasant ansteigen, innerhalb kürzester Zeit fluteten die Wassermassen auch Schuld. Anwohnerin Margret Radermacher berichtet dem «Kölner Stadt-Anzeiger» von der Katastrophe: «Wie ein Tsunami, wie eine Wasserwalze ist das auf uns zugeschossen. Wir sind nur noch geflohen.»
«Alles kaputt, alles weg»
Die Zerstörungen waren so gross, dass es viele Stunden dauerte, bis das Ausmass bekannt war. Sechs Häuser stürzten komplett ein, viele weitere wurden massiv beschädigt. Brücken krachten zusammen. Autos wurden in den Fluten mitgerissen. Und am schlimmsten: Mindestens fünf Dorfbewohner verloren ihr Leben.
Marlene Wiechmann (76) kämpft mit den Tränen, als sie am Donnerstag mit einer Reporterin des «SWR» auf die Trümmer des Dorfes herabblickt. «Alles kaputt, alles weg, es ist eine Katastrophe», sagt sie. Vor dem Wasser habe sie nie Angst gehabt, so die Frau. Das habe sich nun geändert.
Mindestens 81 Tote
Doch nicht nur in Schuld gab es Leid und Zerstörung. Der ganze Landkreis Ahrweiler ist massiv vom Hochwasser betroffen. Allein dort sind bereits 50 Menschen gestorben, in ganz Deutschland liegt die Zahl bei mindestens 81. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz sagt am Freitagmorgen der ARD: «Die Befürchtung ist, dass es noch mehr werden.» Denn: In der Region werden noch 1300 Menschen vermisst. Rettungskräfte und Soldaten der Bundeswehr sind im Einsatz, die Bergungsarbeiten laufen weiterhin. (aua)