Alison Madrid ist sechs Jahre alt. Gerade hat sie den Kindergarten abgeschlossen, bald sollte sie zur Schule gehen. Doch stattdessen sitzt sie hinter Gittern, getrennt von ihrer Mutter Cindy Madrid (29), die mit ihr aus El Salvador floh, dem Land mit der weltweit höchsten Mordrate. 7000 US-Dollar bezahlte Cindy den Schleusern, damit sie ihre Tochter und sie über Guatemala und Mexiko in die USA bringen. In ein Land, in dem sie nicht täglich Angst vor den Gangs haben muss, in dem ihre Schwester bereits lebt und ihre Tochter eine Zukunft hat. Doch an der Grenze endeten ihre Träume, Mutter und Tochter wurden separiert.
«Lasst mich bitte einen Anruf machen, bitte», bettelt die kleine Alison. «Lasst mich bitte meine Tante anrufen, ich habe ihre Nummer.» Im Hintergrund sind verzweifelte Kinder zu hören, die weinen, schreien und nach ihrem Papa und ihrer Mama rufen.
Seit April wurden 2300 Kinder festgehalten
Die herzzerreissende Aufnahme ist ein geheimer Mitschnitt, der der Nachrichtenplattform «Pro Publica» zugespielt wurde. Sie stammt aus einem der zahlreichen zu gefängnisähnlichen Auffanglagern umfunktionierten Lagerhäuser, Zelte und Container an der US-Grenze zu Mexiko – und zeigt die brutale Praxis der US-Behörden. Seit im April die «Nulltoleranz-Politik» in Kraft trat, hat sich die Situation für illegale Einwanderer verschärft. Sie werden umgehend eingesperrt und strafrechtlich verfolgt.
Besonders grausam dabei: Kinder werden von ihren Eltern getrennt. 2300 waren es seit April, mehr als 100 von ihnen jünger als vier Jahre alt. Getrennt von ihren Eltern, meist ohne die englische Sprache zu sprechen, wissen sie nicht, was mit ihnen passieren wird.
Fotos zeigen Käfige mit Holzbänken und Gummimatten, auf denen die Kinder schlafen. Bis zu 72 Stunden können die Minderjährigen in diesen gefängnisähnlichen Lagern festgehalten werden, bevor sie dem Sozialamt übergeben und in Heimen und Pflegefamilien untergebracht werden.
Im Lager gab es nur Äpfel und Wasser
Ein traumatisches Erlebnis, das die Kinder für immer zeichnen kann. «Ich hatte so Angst», berichtet der 15-jährige Renaldo aus Guatemala in einem CBS-Interview. «Um Mitternacht haben sie uns zum Zählappell geweckt.» Den Kindern mangelt es in den Lagern nicht nur an Fürsorge und Ansprechpersonen, sondern auch schlicht an Nahrung. Im Interview erzählte Renaldo, dass er hungern musste – er habe nur Äpfel und Wasser bekommen. Die Behörden sind offenbar überfordert. «Wie ein Orchester», kommentiert ein Grenzbeamter das Kinderweinen auf dem Mitschnitt. «Nur dass es niemand orchestriert.»
Bei Alison aus El Salvador erbarmte sich ein Beamter offenbar, sie durfte ihre Tante anrufen. «Können Sie sich vorstellen, wie es ist, so einen Anruf von Ihrer sechsjährigen Nichte zu bekommen? Sie sagte, sie sei ganz allein», erzählt die Frau, die in den USA lebt, den Investigativjournalisten von «Pro Publica».
Menschenrechtler, Prominente und Vertreter aus der Politik sowie der Tech-Branche sind entsetzt. Doch die US-Regierung verteidigte die brutale Praxis lange. Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen (46) erklärte, man habe sich für nichts zu entschuldigen. Menschen, die illegal in die USA gelangen wollten, müssten festgenommen werden, schrieb Präsident Donald Trump (72) auf Twitter. Doch das sieht mittlerweile sogar seine Frau Melania (48) anders.
Auch hartgesottene Konservative verurteilen die Null-Toleranz-Politik
Sogar Trumps Parteifreunde verurteilen die Familientrennungen. Die ehemalige First Lady Laura Bush (71) verurteilt die Null-Toleranz-Politik als «grausam und sittenwidrig». Der konservative Radiomoderator Hugh Hewitt (62) twitterte, es sei «zu 100 Prozent falsch». Und McCains Ex-Wahlkampfmanager Steve Schmidt (48) verliess die Republikaner.
Den Druck bekommt der US-Präsident offensichtlich zu spüren – und will nun offenbar schnell etwas ändern. Familien zu treffen und Kinder einzusperren «sehe einfach schlecht aus», gab er am Donnerstag zu.
US-Behörden können Migranten abfangen und bestrafen oder sie einreisen lassen. Im April hat US-Justizminister Jeff Sessions jedoch eine «Null-Toleranz-Politik» gegenüber illegalen Einwanderern verkündet – die Trump-Regierung sperrt sich gegen Einwanderer aus Mexiko und anderen mittel- und südamerikanischen Ländern.
Grundsätzlich ist es gesetzlich verboten, illegal in die USA einzureisen. Der erste Grenzübertritt kann als Ordnungswidrigkeit geahndet und mit bis zu sechs Monaten Haft bestraft werden. Bei einem zweiten Versuch gilt der Grenzübertritt als Straftat – es drohen dann bis zu zwei Jahren Haft.
Doch die Behörden müssten das Recht nicht derart grausam umsetzen. Auch die aktuellen Migrationszahlen liefern der Trump-Regierung keinen Grund für das unverhältnismässig harte Durchgreiffen: Die Zahl der Festnahmen an der Grenze zu Mexiko ist nicht «kritisch», wie Trump behauptet», sondern im Gegenteil in den vergangenen Jahren stark gesunken.
US-Behörden können Migranten abfangen und bestrafen oder sie einreisen lassen. Im April hat US-Justizminister Jeff Sessions jedoch eine «Null-Toleranz-Politik» gegenüber illegalen Einwanderern verkündet – die Trump-Regierung sperrt sich gegen Einwanderer aus Mexiko und anderen mittel- und südamerikanischen Ländern.
Grundsätzlich ist es gesetzlich verboten, illegal in die USA einzureisen. Der erste Grenzübertritt kann als Ordnungswidrigkeit geahndet und mit bis zu sechs Monaten Haft bestraft werden. Bei einem zweiten Versuch gilt der Grenzübertritt als Straftat – es drohen dann bis zu zwei Jahren Haft.
Doch die Behörden müssten das Recht nicht derart grausam umsetzen. Auch die aktuellen Migrationszahlen liefern der Trump-Regierung keinen Grund für das unverhältnismässig harte Durchgreiffen: Die Zahl der Festnahmen an der Grenze zu Mexiko ist nicht «kritisch», wie Trump behauptet», sondern im Gegenteil in den vergangenen Jahren stark gesunken.
Das Vorgehen der US-Behörden an der US-Grenze wird nicht nur von Menschenrechtlern stark kritisiert. Immer mehr Politiker und Prominente melden sich zu Wort. Hier die wichtigsten Reaktionen:
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Die First Ladys sind sich das erste Mal einig. Die Republikanerin Laura Bush (71) tweetete, dass sie zwar im Grenzstaat Texas lebe und einsehe, dass man die Grenze schützen müsse. Jedoch sei die Null-Toleranz-Politik grausam, sittenwidrig und breche ihr das Herz. Doch nicht nur Hillary Clinton (70) und Michelle Obama (54) verurteilen ebenfalls die brutale Praxis, sondern auch Melanie Trump (48). Sie «hasse es, Kinder von ihren Familien getrennt zu sehen» und glaubt, dass die USA ein Land sein müssen, dass «allen Gesetzen folgt, aber auch ein Land, das mit Herz regiert», liess sie über ihre Pressesprecherin ausrichten.
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Die ehemalige US-Aussenministern und Grande Dame der amerikanischen Politik, Madeleine Albright (81), fand auf Twitter deutliche Worte: «Um das klar zu sagen: Einwanderer – egal ob legal eingereiste oder nicht – sind Menschen, die ihr Leben verbessern wollen. Sie wie Tiere oder Insekten zu behandeln, fördert Hass. Was in Washington und an unserer Grenze passiert ist traurig, falsch und unamerikanisch.»
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Das Kinderhilfswerk der Vereinte Nationen machte klar: «Die Situation ist inakzeptabel.» Man könne seine Grenzen schützen und dennoch die Rechte von Kindern achten. «Kinder nicht anzufassen, ist furchtbar. Sie brauchen Zuwendung, sie müssen getröstet und in den Arm genommen werden», so ein Unicef-Sprecher.
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Vier US-Bundesstaat stellen sich gegen die Familientrennungen und verweigern den Einsatz ihrer Nationalgardisten. «Wir werden keine Komplizen bei dieser menschlichen Tragödie sein», twitterte Andrew Cuomo (60), Gouverneur des Bundesstaats New York.
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Der honduranische Präsident Juan Orlando Hernández (49) sagte: «Die Rechte der Kinder stehen über allem – inklusive dem Recht, bei ihrer Familie zu sein.»
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Die Regierung von El Salvador äusserte sich besorgt über die US-Politik und forderte die USA auf, Familien nicht mehr zu trennen.
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Die Regierung von Guatemala sagte, die US-Einwanderungspolitik «verletzte Menschenrechte und zerstöre Familien».
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Auch aus der Techwelt schlägt Trumps Regierung scharfer Wind entgegen: Apple-CEO Tim Cook sagte in einem Interview mit der «Irish Times», die Fotos und Audioaufnahmen von der Grenze seien «herzzerreissend». Kinder seien die verletzlichsten Personen in der Gesellschaft. «Was passiert, ist unmenschlich und es muss aufhören.»
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Facebook-CEO Mark Zuckerberg forderte Menschen auf, für Menschenrechtsorganisationen zu spenden, die den betroffenen Familien an der Grenze mit Rechtsberatung und als Dolmetscher helfen. «Wir müssen diese Grenzpolitik sofort stoppen.»
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