So extrem zeigt sich Italiens Pandemie
Rote Zone am Lago Maggiore, Sardinien ist nun weiss

Bella Italia ist noch immer stark angeschlagen. Während manche Gebiete wegen Corona gesperrt bleiben, öffnen andere zaghaft für den Tourismus.
Publiziert: 02.03.2021 um 19:03 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2021 um 11:52 Uhr
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Fährt nur noch zweimal am Tag: Das Centovalli-Bähnchen verbindet Locarno TI mit dem Grenzbahnhof von Domodossola (I).
Foto: Sobli
Myrte Müller

Eine unvergessliche Reise mit Bahn und Schiff verspricht der veraltete Prospekt des «Lago-Maggiore-Express». Wilde Romantik. Hohe Brücken. Pittoreske Dörfer. Schliesslich der blaue See, wo es mit dem Battello eigentlich weitergehen sollte. Tempi passati.

Das Bähnchen rattert auch heute vom Tessiner Centovalli-Tal ins italienische Val Vigezzo. Doch ohne Touristen. Im reduzierten Fahrplan. Und der Blick aus dem Zug-Fenster bedrückt: Die Bergdörfer sind wie leergefegt, die Läden verrammelt. Bars und Restaurants haben ihre Jalousien heruntergelassen. Der «Lago-Maggiore-Express» führt durch die coronaverseuchte «rote Zone».

Wallfahrtsort wurde zum Corona-Hotspot

Trotz des Verbotes hatten die Skianlagen im Vigezzo-Tal am 15. Februar 2021 vorübergehend den Betrieb aufgenommen. Viele Talbewohner hielten sich jedoch nicht an die Corona-Massnahmen. Der Preis für Ungehorsam und «Laissez faire» ist hoch: Die Inzidenz ist auf 800 Corona-Infektionen pro 100'000 Einwohner gestiegen.

Besonders im Wallfahrtsort Re mit der imposanten Kathedrale, nur sechs Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt, wütet die britische Mutante. Sieben weitere Gemeinden sind befallen. Am vergangenen Samstag wurde das gesamte Tal zur Sperrzone. Jetzt drohen sich auch Domodossola und Umgebung tiefrot zu färben. In der Region Piemont sind die Hälfte der Corona-Kranken bereits mit der britischen Variante infiziert. An Normalität oder gar an Ostertourismus ist nicht zu denken. «Wir stehen vor einem schwer zu kontrollierenden Ansteckungsszenario», sagt der Gesundheitsdirektor der Provinz, Edoardo Quaranta.

Sardinien ist die erste «weisse Zone» Italiens

Rund 900 Kilometer südlich vom Lago Maggiore herrscht Aufatmen. Sardinien wurde am Montag zur «weissen Zone», die erste in Italien seit Beginn der zweiten Welle. Seit drei Wochen bleibt die Inzidenz unter 50 Infektionen pro 100'000 Bewohner. Das macht Mut.

Über 12'000 Lokale haben wieder geöffnet. Die Cafés stuhlen raus. Menschen strömen in die Altstädte. Bars dürfen bis 21 Uhr servieren, Restaurants sogar bis zur neuen Sperrstunde, also bis 23.30 Uhr. Ein erster vorsichtiger Schritt zur Normalität. «Es ist wie Weihnachten. Die Leute sind glücklich. Ich hoffe, das alles bleibt auch so», erklärt ein Passant im Stadtzentrum von Cagliari gegenüber «pmi.it».

Vorsichtiger Schritt in die neue Normalität

Noch gelten Maskenpflicht und Ausgangssperre bis fünf Uhr morgens. Auf Plätzen und an der Uferpromenade sind Menschenansammlungen unerwünscht. Doch man hofft auf weitere Lockerungen. Im Laufe der nächsten Tage sollen auch wieder Einkaufszentren an den Wochenenden öffnen. Bald darf man auf Sardinien wieder in den Fitness-Club, ins Museum oder ins Konzert.

Der Präsident der Region Sardinien rechnet nun auch mit Touristen. «Wir bieten an unseren Flughäfen Antigen-Schnelltests an. Jeder Gast ist willkommen. Es wäre besser, wenn er mit einem negativen Corona-Test anreist. Wenn nicht, dann kann er ihn bei uns vor Ort machen», sagt Christian Solinas in einem Radio-Interview.


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