Mal kurz über die italienische Grenze, lecker Sushi essen. «All you can eat» zum Spottpreis. Das genossen die Tessiner, bevor Corona kam. Monatelang war der Weg nach Italien für Tagesausflügler gesperrt. Vor ein paar Wochen, als Piemont und Lombardei zur gelben Zone wurden, liessen einige Grenzübergänge den Grenzverkehr fliessen. Es dauerte nicht lange, dann waren sie wieder dicht. Shoppen und Essengehen waren fortan nur noch mit negativem Corona-Test möglich.
Doch in Monteggio TI werden weiter Billig-Sushi made in Italy verdrückt. Die meist chinesischen Restaurants haben einen Lieferdienst organisiert. Sie tragen die bestellten japanischen Häppchen bis an den Schlagbaum im Niemandsland zwischen Italien und der Schweiz. Drei Grenzübergänge hat das Tessiner 882-Seelen-Dorf. Alle unbewacht. Der Sushi-Dienst boomt. Sehr zum Ärger des Gemeindepräsidenten.
Mehr Grenzkontrollen gefordert
Denn wenn der Abend dämmert, strömen Dutzende von Hungrigen an die Grenzübergänge. Sie stehen Schlange, warten auf den Sushi-Kurier und nehmen die Päckchen entgegen. Das verursache Verkehrschaos auf der Kantonsstrasse, empört sich der Piero Marchesi (39) und fragt, ob das überhaupt erlaubt sei.
Piero Marchesi fordert daher sofort mehr Kontrollen. In einem dringlichen Brief an Polizei und Grenzwacht schildert der SVP-Nationalrat die Notlage von Monteggio. «Seit einigen Wochen nehmen Tessiner Sushi-Bestellungen an den Grenzübergängen von Ponte Cremenaga, Fornasette sowie Ponte Tresa entgegen», schreibt Marchesi.
Zu den Kriminaltouristen kommen nun Sushi-Lieferanten hinzu
Dabei würden deren Autos für Verkehrschaos auf der Kantonsstrasse sorgen und private Parkplätze besetzen. Zudem käme es zu Versammlungen, die gegen die Corona-Sicherheitsmassnahmen verstossen. «Eine inakzeptable Situation, die nicht zu tolerieren ist», so der Politiker weiter. Es hagle Beschwerden von Anwohnern. Die öffentliche Sicherheit und Ordnung seien gefährdet.
Es ist nicht das erste Mal, dass Piero Marchesi nach Kontrollen an den Grenzübergängen seiner Gemeinde ruft. Seit Jahren werden Monteggio und andere Dörfer in Grenznähe von Kriminaltouristen heimgesucht, die in Häuser einbrechen oder Tankstellen überfallen. In der Pandemie bleiben diese Art ungebetener Gäste weitgehend weg – dafür kommen jetzt die Sushi-Schmuggler.