Nach Angaben von Augenzeugen und AFP-Reportern gingen in der Hauptstadt Khartum sowie in weiteren Städten am Donnerstag tausende Menschen auf die Strasse. Die Sicherheitskräfte setzten in der Nähe des Präsidentenpalastes in der Hauptstadt erneut Tränengas ein.
«Unsere Märsche werden weitergehen, bis wir unsere Revolution und unsere Zivilregierung wiederhergestellt haben», kündigte der 23-jährige Demonstrant Mojataba Hussein in der Hauptstadt Khartum an. «Wir werden nicht aufhören, bis wir unser Land zurückbekommen», sagte auch der 22-jährige Samar al-Tayeb.
Unruhen seit dem Putsch
Sudans oberster General Abdel Fattah al-Burhan hatte im Oktober den Ausnahmezustand verhängt und die Regierung abgesetzt, die nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Omar al-Baschir im April 2019 den Übergang zu demokratischen Wahlen hatte leiten sollen. Seitdem kommt es regelmässig zu Massenprotesten, gegen die das Militär oft gewaltsam vorgeht. Bislang wurden mindestens 57 Menschen getötet und hunderte verletzt.
Zu den Proteste am Donnerstag kam es trotz erhöhter Sicherheitsvorkehrungen und der Sperrung der Hauptstrassen Khartums, die zum Präsidentenpalast und zum Armeehauptquartier führen. Auch in anderen Städten, darunter Port Sudan im Osten, Atbara im Norden und Wad Madani im Süden, gab es nach Angaben von Augenzeugen Demonstrationen.
Hamdoks Rücktritt
Der Rücktritt von Regierungschef Abdullah Hamdok am Sonntagabend hatte die Proteste gegen die Militärregierung weiter angeheizt. General al-Burhan hatte Hamdok einen Monat nach der Machtübernahme wieder eingesetzt. Der Regierungschef galt jedoch weithin als ziviles Feigenblatt des Militärs.
Am Sonntagabend erklärte Hamdok seinen Rücktritt. Er beklagte die «Zersplitterung der politischen Kräfte» in dem nordostafrikanischen Land und die Konflikte zwischen den militärischen und zivilen Teilen der Übergangsregierung. Trotz aller Anstrengungen sei deshalb ein politischer Konsens nicht zustande gekommen. Der Sudan habe einen «gefährlichen Wendepunkt überschritten, der sein Überleben bedroht».
(AFP)