Auf einen Blick
- Amandine starb nach Misshandlung durch Mutter, Gerichtsprozess gegen Eltern begonnen
- Mutter sperrte Tochter ein, verweigerte Nahrung und schlug sie
- Mutter droht lebenslange Haft, Stiefvater bis zu 30 Jahre Gefängnis
Am Ende wog sie noch 28 Kilo, ihr fehlten Haare und Zähne. Amandine P.* (†13) ging im französischen Béziers durch die Hölle. Tagelang soll sie von ihrer Mutter in einen Abstellraum gesperrt, geschlagen, getreten und an den Haaren gezogen worden sein. Am 6. August 2020 verstarb das Mädchen an einer Blutvergiftung mit anschliessendem Herzinfarkt.
Seit Montagnachmittag stehen ihre Mutter Sandrine P.* (54) und ihr Stiefvater Jean-Michel C.* (49) in Montpellier vor Gericht. Wegen «Folter» und «Barbarei» droht Sandrine P. eine lebenslange Haftstrafe. Ihr Lebenspartner Jean-Michel C. könnte 30 Jahre hinter Gitter wandern, weil er seiner Stieftochter «Pflege oder Nahrung vorenthalten» und nichts unternommen habe, um sie «vor dem sicheren Tod zu retten», wie BFMTV berichtet.
Teuflische Machenschaften
Eine Erklärung für die schrecklichen Taten hat Sandrine P. nicht. «Ihr wurde nicht die Nahrung entzogen, das haben wir nicht getan, das hat niemand getan. Ich weiss nicht, warum sie nicht gegessen hat», betont die Angeklagte vor dem Richter.
Auch Jean-Michel C. behauptet vor Gericht, die Verschlechterung von Amandines Zustand nicht bemerkt zu haben. «Ich kam spät nach Hause und war überzeugt, dass sie isst», sagte der Chef eines technischen Kontrollzentrums laut BFMTV. Doch er merkt an: «Ich hätte reagieren müssen, ich weiss nicht, ob es Angst ist, ich habe keine Erklärung dafür, Angst vor Sandrine P., vor ihren Reaktionen, vor ihren Wutausbrüchen.»
Jahrelange Misshandlungen
Seit ihrer frühesten Kindheit habe Amandine P. von ihrer Mutter Gewalt erfahren, wie ihr älterer Bruder vor Gericht erzählte. Die ehemalige Kellnerin und Mutter von acht Kindern aus drei Ehen enthielt Amandine P. demnach das Essen vor, zog sie an den Haaren, schlug sie und sperrte das Mädchen regelmässig in eine Abstellkammer, die von Kameras überwacht wurde. Laut dem psychiatrischen Gutachten übertrug Sandrine P. ihren Hass «auf Amandines Vater auf den Körper ihrer Tochter».
Trotz mehrerer Verdachtsmeldungen wurde Amandine P. nie aus den Fängen ihrer Mutter befreit – bis jegliche Hilfe zu spät kam.
* Name bekannt