Die iranische Justiz will den Tod einer jungen Fussballanhängerin prüfen, die sich Medienberichten zufolge vergangene Woche vor einem Gericht selbst in Brand gesetzt hatte. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Dienstag meldete, hatte die für Frauen zuständige Vizepräsidentin Masumeh Ebtekar zuvor den Justizchef in einem Schreiben um die Einleitung einer Untersuchung zum Tod der 30-jährigen Sahar Chodajari gebeten.
Die junge Frau war vergangenes Jahr festgenommen worden, als sie als Mann verkleidet versucht hatte, zu einem Spiel ihres Teheraner Lieblingsvereins Esteghlal zu gelangen. Im Iran ist Frauen seit der islamischen Revolution 1979 der Zutritt zu Sportstadien verboten, um sie nach Darstellung der islamischen Geistlichen vor dem Anblick «unbekleideter Männer» und der «männlichen Atmosphäre» bei den Sportveranstaltungen zu schützen.
Grosse Anteilnahme für Chodajari
Nach ihrer Festnahme wurde Chodajari im Iran als «das blaue Mädchen» bekannt, da dies die Farben ihres Vereins sind. Wie die Sportwebsite «Varzesh3» berichtete, setzte sie sich vergangene Woche vor einem Gericht selbst in Brand. Dem Bericht zufolge hatte sie zuvor gehört, dass sie sechs Monate in Haft müsse. Das Justizministerium teilte nun mit, es habe weder einen Prozess noch ein Urteil gegen sie gegeben.
Im Iran sorgte der Fall für grosse Anteilnahme. In den sozialen Medien fanden Fotos weite Verbreitung, die Chodajari im Spital zeigen sollen. Der legendäre Fussballspieler Ali Karimi rief seine 4,5 Millionen Follower auf, bis auf weiteres die Stadien zu boykottieren. «Die Frauen unseres Landes sind besser als die Männer», schrieb er. Esteghlal äusserte seine «grosse Trauer und tiefes Bedauern» über den Tod von Chodajari.