Der andauernde Krieg in der Ukraine hat für viele spürbare Auswirkungen. Auch für Vögel, wie eine neue Studie zeigt: Adler haben aufgehört, auf ihrer Reise nach Süden in der Ukraine Halt zu machen. Doch nicht nur das – teils würden die Greifvögel das Land sogar umfliegen. Dies bedeutet Hunderte Kilometer zusätzlich.
Dabei wären die Zwischenstopps auf der langen Reise essenziell für die Vögel. «Das ist so, als würden Sie einen Marathon laufen, aber keine Wasserpausen machen. Und am Ende bittet Sie jemand, noch zehn oder elf Kilometer zu laufen», erklärte Charlie Russell von der University of East Anglia gegenüber «The Guardian». Für Forscher ein Grund zur Sorge.
Bis zu 249 Kilometer mehr Weg
Die umständliche Reise könnte Auswirkungen auf das Brutverhalten der Vögel haben. So bräuchten die Adler länger, um sich zu erholen, und würden sich daher erst später fortpflanzen. Diese Verzögerung kann dazu führen, dass die Überlebenschancen der Jungtiere beeinträchtigt werden, da bereits weniger Beute für deren Ernährung zur Verfügung steht, befürchten die Forscher.
In der Studie wurden die Routen von 19 Adler im Jahr 2022 mit 65 Routen von denselben Vögeln zwischen 2018 und 2021 verglichen. Die Zahlen sprachen dabei für sich: Nach Ausbruch des Krieges flogen die Vögel zwischen 85 und 249 Kilometer mehr – daraus resultieren rund 55 Stunden zusätzliche Flugzeit.
Und das Ganze mit weniger Pausen: So landeten vor dem Konflikt rund 90 Prozent der Adler im osteuropäischen Land, um zu rasten. Nun beläuft sich dieser Anteil auf noch 32 Prozent.
«Wir können momentan nicht viel tun»
Das Team um Russell erklärte, dass die grössten Abweichungen von einem direkten Weg dort auftraten, wo die militärischen Aktivitäten am höchsten waren. «Im Moment können wir nicht viel tun», hiess es weiter. «Aber es ist wichtig, dass wir die Belastungen dieser Populationen verstehen, damit wir in einem Szenario nach einem Konflikt nicht nur dazu beitragen können, grössere Schreiadlerpopulationen zu unterstützen und ihnen zu helfen, sich zu erholen, sondern auch die Ökosysteme als Ganzes.»