Die tschetschenischen Kämpfer machen Jagd auf Selenski
1:23
Putins «Bluthunde»:Die tschetschenischen Kämpfer machen Jagd auf Selenski

Sie machen Jagd auf Selenski
Darum sind die Tschetschenen Russland treu ergeben

Russland hat tschetschenische Kämpfer in die Ukraine geschickt. Sie sind bekannt für ihre Grausamkeit und absolute Loyalität gegenüber Putin. Dabei kämpften die Tschetschenen einst selber für ihre Unabhängigkeit gegen Russland.
Publiziert: 01.03.2022 um 16:42 Uhr
|
Aktualisiert: 01.03.2022 um 18:19 Uhr
1/11
Russland hat tschetschenische Kämpfer in die Ukraine geschickt – sie sind für ihre Grausamkeit bekannt.
Foto: keystone-sda.ch
Martin Bruhin

Wenn Wladimir Putin (69) ruft, dann kommen sie: Die ersten Einheiten der berüchtigten tschetschenischen Kämpfer sind in der Ukraine angelangt, Tausende könnten noch folgen. Die muslimischen Kämpfer stehen unter der Führung von Machthaber Ramsan Kadyrow (45). Wegen seiner Kreml-Treue wird er auch als «Putins Bluthund» bezeichnet. Seine Truppen schickte er auf Geheiss von Putin in der Vergangenheit bereits in die Ost-Ukraine oder nach Syrien.

Doch einst kämpften die Tschetschenen für ihre Unabhängikeit selbst gegen eine russische Übermacht. Ramsan Kadyrows Vater Achmat (1951-2004) rief sogar zum Dschihad gegen Russland auf. Später wechselte er die Seiten.

Tschetschenien

Tschetschenien ist eine autonome Republik in Russland und liegt im Nordkaukasus. Die Region hat knapp 1,4 Millionen Einwohner. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung ist muslimisch. Präsident der Republik ist seit 2007 Ramsan Kadyrow (45). Ihm werden unter anderem schwere Menschenrechtsverletzungen und Korruption vorgeworfen. In den Neunzigerjahren kam es zu zwei Kriegen mit Russland.

Tschetschenien ist eine autonome Republik in Russland und liegt im Nordkaukasus. Die Region hat knapp 1,4 Millionen Einwohner. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung ist muslimisch. Präsident der Republik ist seit 2007 Ramsan Kadyrow (45). Ihm werden unter anderem schwere Menschenrechtsverletzungen und Korruption vorgeworfen. In den Neunzigerjahren kam es zu zwei Kriegen mit Russland.

Invasion in Tschetschenien

Als die Sowjetunion Anfang der 90er Jahre auseinander brach, erklärten sich ehemalige Sowjetrepubliken wie Georgien, Kasachstan oder auch die Ukraine für unabhängig. Auch die Tschetschenen folgten dem Ruf der Freiheit – doch Moskau passte das nicht. 1994 antwortete Russland darauf mit einer Invasion.

Als Mufti von Tschetschenien rief Achmat Kadyrow damals zum heiligen Krieg gegen Russland auf und griff selbst zur Waffe. Völlig überraschend konnten die tschetschenischen Seperatisten die Übermacht zurückdrängen – sie zermürbten die russischen Streitkräfte in einem Guerillakrieg. Moskau zog sich aus Tschetschenien zurück.

«Putin ist mein Idol»

1999 griffen tschetschenische Islamisten die russische Republik Dagestan an. Der damalige Ministerpräsident Wladimir Putin erklärte ihnen den Krieg und erlangte in kurzer Zeit die Kontrolle über Tschetschenien zurück. Achmat Kadyrow hatte noch vor Beginn des Konflikts wegen eines Streits die Seiten gewechselt. Moskau belohnte ihn am Ende dafür mit der Führung der Tschetschenischen Republik. Kadyrow blieb Moskau treu ergeben, im Gegenzug sorgte dieses für Ruhe in der Region.

2004 kam er bei einem Anschlag ums Leben. Seit 2007 regiert sein Sohn Ramsan mit eiserner Faust – dank Putin kam er an die Macht. In einem Interview mit dem Radiosender Swoboda sagte Kadyrow einmal: «Putin ist mein Idol. Ich liebe ihn. Ich achte ihn. Ich gebe mein Leben für ihn.» Auch das vom Krieg verwüstete Tschetschenien baute Ramsan Kadyrow dank Subventionen aus Russland wieder auf.

Tschetschenen auf ukrainischer Seite

Obwohl er in seinen Brandreden jeweils von absoluter Ergebenheit gegenüber Putin spricht – längst nicht alle Tschetschenen sind Moskau-treu. Im Gegenteil: Wegen ihrer eigenen Geschichte dürften viele Tschetschenen derzeit mit den Ukrainern mitfühlen.

Wie die «NZZ» berichtet, bot der tschetschenische Exilpolitiker Ahmed Sakaew in den vergangenen Tagen der Regierung in Kiew mehrfach öffentlich Unterstützung an. Viele kampferprobte Landsleute seien bereit, gegen Russland zu kämpfen, sagte er. Medienberichten zufolge beteiligen sich derzeit zwei tschetschenische Freiwilligenbataillone an der Verteidigung Kiews.

Sollte Ramsa Kadyrow einmal nicht mehr an der Macht sein, könnte es in Tschetschenien zu einem Knall kommen. Wie die «Welt» berichtet, schwelt unter seinem System von Willkür und Gewalt die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wegen Korruption, Armut und religiösen Konflikten.


Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?