Sie enthalten Delikatessfleisch der Kobe-Rinder
Jahre lange Warteliste für japanische Kroketten

Eine japanische Metzgerei stellte Kroketten mit Kobe-Fleisch her, um ihr Rindfleisch zu bewerben. Mittlerweile sind sie so begehrt, dass die Warteliste 30 Jahre lang ist.
Publiziert: 15.11.2022 um 20:49 Uhr
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Shigeru Nitta führt die japanische Metzgerei Asahiya in dritter Generation.
Foto: Asahiya

Jetzt schon entscheiden, was in 30 Jahren auf den Teller kommen soll? Das müssen die Kunden einer japanischen Metzgerei in der Stadt Takasago im Süden des Landes. Denn wer hier seine Bestellung aufgibt, muss 30 Jahre Geduld mitbringen, bis sie endlich fertig ist.

Grund für diese extremen Wartezeiten sind die heiss begehrten Kroketten mit Rindfleisch, die in dieser Metzgerei namens «Asahiya» verkauft werden. Diese enthalten nämlich das sonst sündhaft teure Delikatessfleisch der Kobe-Rinder. Pro Kilo können für den «Kaviar unter den Steaks» bis zu 1000 Franken verlangt werden. Bei Asahiya kostet eine sogenannte «Extreme Croquette» allerdings nur umgerechnet 1.70 Franken pro Stück. Wie ist das möglich?

Kroketten mit Delikatessfleisch von Kobe-Rindern

Die Kroketten, für die die Metzgerei nun eine Internet-Berühmtheit ist, sind eigentlich gar nicht das Hauptgeschäft des 1926 gegründete Unternehmens – sondern das berühmte Kobe-Fleisch selbst. «1999 haben wir begonnen, unsere Produkte über das Internet zu verkaufen», sagt der aktuelle Besitzer Shigeru Nitta (58) gegenüber CNN. Der Metzger führt das Familienunternehmen in dritter Generation. Nach einigen Jahren im Online-Handel merkte Nitta, dass potenzielle Kunden gezögert hatten, eine hohe Summe für Rindfleisch zu bezahlen.

Um seine Fleischprodukte zu bewerben, beschloss er, das Rindfleisch in Kroketten zu verkaufen. Er hoffte, dass die Kunden nach einem ersten Versuch auf den Geschmack des Fleisches kommen und sich auch für sein Kobe-Rindfleisch interessieren würden. «Wir begannen, Extreme Croquettes zum Preis von 270 Yen pro Stück zu verkaufen», berichtete er gegenüber CNN. Die Metzgerei startete mit einer Produktion von 200 Kroketten pro Monat.

Doch die Idee hatte einen Haken: Der Preis von umgerechnet 1.70 Franken entspricht längst nicht den Produktionskosten. «Das darin enthaltene Rindfleisch allein kostet etwa 400 Yen pro Stück», sagt Nitta. Auch die Qualität ist deutlich höher, als der Preis annehmen lässt. Die Extreme Croquettes werden täglich frisch und ohne Konservierungsstoffe zubereitet. Zu den Zutaten gehören drei Jahre altes weibliches Kobe-Rindfleisch der Klasse A5 und Kartoffeln einer lokalen Ranch.

«Wenn ich weiter ausbaue, gehe ich pleite»

Nittas Verlustgeschäft, das eigentlich nur im kleinen Rahmen und für die Promotion geplant war, erregte allerdings schnell die Aufmerksamkeit der Einheimischen und auch der Medien. Immer mehr Menschen wollten die berühmt gewordenen Kroketten probieren. Die Metzgerei erhöhte die Produktion auf 200 Kroketten pro Tag und brachte sie auch gefroren in Umlauf.

Doch für Nitta lohnte es sich nicht, den Verkauf noch weiter auszubauen – immerhin machte er mit dem Geschäft Verlust. «Wir hören immer wieder, dass wir mehr Leute einstellen und die Kroketten schneller herstellen sollten. Aber ich glaube, es gibt keinen Ladenbesitzer, der Mitarbeiter einstellt und mehr produziert, um mehr Defizit zu machen», sagt der Geschäftsführer der Metzgerei. «Es tut mir leid, dass sie warten müssen. Ich möchte zwar schnell Kroketten herstellen und sie so schnell wie möglich verschicken, aber wenn ich das tue, geht der Laden pleite», erklärt er seine verzwickte Situation.

Trotzdem hat er nicht vor, die Produktion der legendären Kroketten einzustellen, heisst es im Bericht. Er wolle mehr Menschen auf den Geschmack von Kobe-Fleisch bringen, sei es auch durch Defizit. Immerhin kauft die Hälfte der Menschen, die die Kroketten probiert haben, hinterher auch Kittas Kobe-Fleisch. Die Marketingstrategie funktioniert also – wenn auch anders als geplant. (hei)

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