Wenn es um die Einhaltung von Corona-Massnahmen geht, verstehen die Söhne des mexikanischen Drogenbosses Joaquín Archivaldo Guzmán Loera (63), kurz El Chapo, keinen Spass. Während ihr Vater 1700 Kilometer weit entfernt in einem US-Gefängnis sitzt, sorgen sie in ihrer Heimat mit Brutalität dafür, dass nachts keiner auf die Stasse geht.
Die Sprösslinge Iván Archivaldo (36) und Jesús Alfredo Guzmán (37), bekannt als Los Chapitos, haben in Culiacán ihre Handlanger losgeschickt. In der Hauptstadt des Bundesstaates Sinaloa fordern sie auf der Strasse die Leute unmissverständlich auf, ab 22 Uhr auf keinen Fall auf die Strasse zu gehen.
«Befehle von oben»
In einem Video hört man die Schergen sagen, was Corona-Sündern blüht: «Wir informieren euch, dass ihr wegen des Coronavirus ab 22 Uhr in euren Häusern sein müsst. Wenn ihr das nicht kapiert, werden wir euch bestrafen. Das sind Befehle von oben. Wir spassen nicht, das ist kein Spiel.»
Konkret drohen sie, Regelbrecher zwei Tage zu entführen, zu schlagen und zu büssen. Nur Arbeiter dürften um diese Zeit noch auf der Strasse sein.
Der Drogenkrieg geht weiter
Los Chapitos haben nach der Verhaftung und Auslieferung ihres Vaters in die USA die Herrschaft über das gefürchtete Sinaloa-Kartell übernommen. Im vergangenen Herbst brach ein regelrechter Krieg aus, als die Polizei Ovidio Gúzman (30), einen der mindestens zehn Söhne, verhaftete.
Hunderte von Kriminellen drangen in Pick-ups in die Stadt ein und lieferten sich Feuergefechte mit Armee und Polizei. Um die Bewohner zu schützen, sah sich die Polizei gezwungen, den El-Chapo-Sohn wieder freizulassen.
Vom Drogenboss zum Jammerlappen
El Chapo, dessen durch Drogendeal angehäuftes Vermögen auf eine Milliarde Dollar geschätzt wird, war nach einem langen Katz-und-Maus-Spiel mit der mexikanischen Polizei verhaftet und am 19. Januar 2017 in die USA ausgeliefert worden. Da hat ihn die Justiz Anfang 2019 wegen Drogenhandel, Menschenhandel, Drogenkriminalität und Geldwäscherei zu Lebenslänglich plus 30 Jahre verurteilt.
Kaum im New Yorker Metropolitan Correctional Center eingesperrt, wurde der mächtigste Drogenboss der Welt zum Jammerlappen. Er beschwerte sich über den Lärm eines Ventilators, über unhygienisches Wasser sowie über das fehlende Sonnenlicht. «Ich erlebe 24 Stunden am Tag psychische Folter», klagte er.
In der «Brutstätte der Monster»
Inzwischen ist er ins sicherste Gefängnis der USA überführt worden, ins Prison Administrative Maximum Facility Florence, kurz Supermax. Die Anstalt in Colorado wird auch das Alcatraz der Rockies, Big One oder Brutstätte der Monster genannt. Hier schmort der Abschaum der USA: Terroristen, Serienmörder sowie Häftlinge, die in andern Gefängnissen Aufseher oder Mitgefangene ermordet haben.
Die Insassen werden 23 Stunden und 30 Minuten pro Tag isoliert. Sie essen in ihren kleinen, trostlosen Zellen. Die strengen Sicherheitsvorkehrungen sind nur vage bekannt, man spricht aber von 1400 Sicherheitstüren, mehreren tausend Bewegungsmeldern und mehrreihigen Elektrozäunen.
Corona-Masken mit Chapo-Bild
In seiner Heimat setzt El Chapos Familie alles daran, dass man ihr Familienoberhaupt nicht vergisst. Während die brutalen Schlägertrupps durch die Strassen patrouillieren und Corona-Sündern drohen, lässt Tochter Alejandrina Gisselle (33) junge Frauen kleine Geschenke mit dem Konterfei ihres inhaftierten Vaters verteilen.
Auch Gesichtsmasken gegen Corona sind dabei – natürlich ebenfalls mit dem Bild des Drogenbosses, den man in Mexiko wohl nie mehr sehen wird.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.