Showdown auf Saipan – warum eigentlich?
Auf dieser Insel wird Julian Assanges Schicksal besiegelt

Nach 14 Jahren nimmt der Rechtsstreit um Wikileaks-Gründer und Whistleblower Julian Assange sein Ende. Zum Showdown kommt es dabei auf der abgelegenen Insel Saipan – doch wieso genau dort?
Publiziert: 25.06.2024 um 19:11 Uhr
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Auf der Pazifik-Insel Saipan wird Julian Assange nach einem Deal mit der US-Justiz wohl zum freien Mann.
Foto: Getty Images/500px
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Natalie ZumkellerRedaktorin News

Die Kulisse ähnelt einem Cover eines Reisemagazins: Palmen, weisse Strände und kristallklares Meerwasser. Auf der Pazifik-Insel Saipan soll Julian Assange (52) ein letztes Mal im Zusammenhang mit seinem Whistleblower-Skandal vor Gericht schreiten.

Der Australier ist einen Deal mit der US-Justiz eingegangen, indem er sich einverstanden erklärte, auf der 115 Quadratkilometer grossen Insel ein Schuldbekenntnis abzugeben. Im Gegenzug muss er keine weitere Haftstrafe absitzen. Assange sass bereits mehrere Jahre im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Gerichtsdokumente, die am Montagabend veröffentlicht wurden, bestätigten den Deal.

Assange forderte Verhandlung auf Saipan

Assange hat ab 2010 rund 700'000 vertrauliche Dokumente über militärische und diplomatische Aktivitäten der USA veröffentlicht – daraufhin folgte ein jahrelanger Rechtsstreit, der nun auf Saipan in seine letzte Runde gehen wird. Viele fragen sich derweil, wieso das finale Urteil auf einer solch unscheinbaren Insel fallen soll – der Fall Assange war für die Behörden in Washington D.C. lange von höchster Priorität.

Laut Medienberichten soll diese Forderung vom Wikileaks-Gründer selbst gekommen sein. Assange soll betont haben, eine Aussage zu verweigern, müsste er sie auf US-Festland machen. Stattdessen schlug er den Behörden vor, den Prozess im Territorium der USA abzuhalten. Ausserdem soll der Ort möglichst nahe zu seiner Heimat Australien liegen, wohin er nach seiner offiziellen Freilassung zurückkehren möchte.

US-Aussengebiet mit amerikanischem Recht

Die Pazifik-Insel Saipan erfüllt dabei alle gewünschten Kriterien des 52-Jährigen: Sie gilt nur als US-Aussengebiet und liegt «nur» 3000 Kilometer von der australischen Küste entfernt. Saipan bildet zusammen mit 13 anderen Inseln die Nördlichen Marianen, die seit 1975 zu den USA zählen. Zwar übernahmen die Amerikaner die Insel, die zuvor unter deutscher, spanischer und japanischer Herrschaft stand, bereits 1944, der offizielle Beitritt zu den USA erfolgte jedoch erst 31 Jahre später. 

Seither ist Saipan ein Aussengebiet der USA. Die rund 40'000 Einwohner gelten also als US-Bürger und -Bürgerinnen, dürfen aber beispielsweise nicht wählen. Das amerikanische Recht gilt auf der Insel jedoch trotzdem – was für Assange der entscheidende Faktor ist. Der Australier wird daher am Mittwoch vor dem Bezirksgericht der Insel erwartet, wo er nach einem 14-jährigen Katz- und Mausspiel zu einem freien Mann erklärt werden soll.

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