Er ist modern, komfortabel, wahnsinnig schnell – und meistens überaus pünktlich: Der Shinkansen, Japans Hochgeschwindigkeitszug, verbindet die Regionen und Grossstädte des asiatischen Landes mit einem Tempo von bis zu 270 km/h.
Verspätungen werden bei den Passagieren und bei dem Zugunternehmen Central Japan Railway Company (JR Central) hingegen gar nicht gerne gesehen. Entsprechend gross ist der Druck auf das Personal, die vorgegebenen Abfahrts- und Ankunftszeiten auch einzuhalten.
So auch am vergangenen Sonntagmorgen auf der Fahrt zwischen den beiden Städten Atami und Mishima in der japanischen Präfektur Shizuoka: Es ist kurz nach 8 Uhr, als der 36-jährige Lokführer des Zugs Hikari No. 633 eine dringende Toiletten-Pause einlegen muss. Um den eng getakteten Fahrplan einhalten zu können, entscheidet er sich aber nicht etwa dazu, beim nächsten Bahnhof einen notfallmässigen WC-Stopp einzulegen. Stattdessen übergibt er die Führerkabine des Shinkansen kurzerhand seinem Kondukteur im Zug – bei Tempo 150!
Lokführer litt unter Bauchschmerzen
Etwa drei Minuten lang verschwindet der Lokführer. Rund 160 Fahrgäste befinden sich zu diesem Zeitpunkt in dem Hochgeschwindigkeitszug, welcher von einem Kondukteur gesteuert wird, der überhaupt nicht dafür ausgebildet ist.
Das waghalsige Manöver nimmt schliesslich ein gutes Ende und der Hikari No. 633 erreicht planmässig den nächsten Bahnhof. Doch sowohl für den Lokführer, wie auch für den Kondukteur könnte der Vorfall ein Nachspiel haben. JR Central hat die Geschehnisse bereits bei den zuständigen Behörden gemeldet und bei den Bahnkunden um Entschuldigung gebeten. Zudem wolle man die Mitarbeiter nun noch mehr in den bestehenden Regeln schulen und für die Problematik sensibilisieren.
Und auch der 36-jährige Lokführer hat sich für seinen Toilettengang während der Fahrt mittlerweile entschuldigt. Er habe unter starken Bauschmerzen gelitten, wollte aber auf keinen Fall zu spät am Zielort ankommen. (cat)