Das Foto spricht Bände: Der französische Serienkiller Charles Sobhraj (78) soll mindestens 20 Touristen in Süd- und Südostasien ermordet haben. Für zwei Morde in Nepal, die er bis heute abstreitet, sass er 19 Jahre in Kathmandu in Haft. Jetzt ist er wieder frei. Auf dem Flug in die Freiheit wirkt er gesund und entspannt. Nicht so seine Sitznachbarin.
Am Freitag wurde Sobhraj in die Freiheit einlassen – und sofort deportiert. Ein Foto zeigt ihn in der Touristenklasse einer Linienmaschine von Qatar Airways. Die unbekannte junge Mitpassagierin neben ihm blickt verängstigt auf ihren Sitznachbarn. Inzwischen ist ihr wohl gesagt worden, um wen es sich bei dem älteren Herrn handelt. Dieser ist einer der berüchtigtsten Mörder der Gegenwart – und gibt sich betont gelassen.
An Bord der Qatar-Maschine, die ihn via Doha am Samstagmorgen nach Paris bringt, sagte Sobhraj zu einem Journalisten: «Ich fühle mich grossartig. Ich habe eine Menge zu tun. Ich muss eine Menge Leute verklagen. Auch den Staat Nepal.» Dieser habe ihn unrechtmässig verurteilt und eingesperrt.
Netflix-Serie
Sobhraj hat so einiges auf dem Kerbholz. Hatte sich als smarter und kultivierter Edelsteinhändler ausgegeben und freundete sich mit seinen Opfern an. Viele waren westliche Rucksacktouristen auf dem Hippie-Pfad der 70er-Jahre. Sobhraj gab ihnen Drogen, raubte sie aus und ermordete sie. Sein angeblich erstes Opfer war eine junge Amerikanerin 1975. Ihre Leiche wurde in einem Bikini am Strand gefunden. Daher sein Spitzname «Bikini-Mörder».
1986 entwich Sobhraj aus dem berüchtigten Tihar-Gefängnis in Indien, einer der grössten Haftanlagen Südasiens. Der verurteilte Mörder hatte Wärter mit Guetzli und Kuchen betäubt, die mit Schlaftabletten versetzt waren. Kurz später wurde er wieder gefasst.
Nach seiner Freilassung 1997 lebte er in Paris und gab prahlend Interviews. 2003 kehrte er nach Nepal zurück. Zufällig wurde er in einem Kasino beim Bakkarat erkannt. Netflix widmete dem Serienkiller die 2021 erstausgestrahlte Serie «The Serpent», «Die Schlange».