Der in der Netflix-Serie «Die Schlange» porträtierte französische Serienmörder Charles Sobhraj kommt nach fast zwei Jahrzehnten aus dem Gefängnis frei. Nepals Oberster Gerichtshof ordnete am Mittwoch die Freilassung des 78-Jährigen aus Gesundheitsgründen sowie seine Abschiebung an.
Sobhraj hatte in den 70er-Jahren in Asien zahlreiche Menschen getötet und wird mit mehr als 20 Morden in Verbindung gebracht. In Nepal sass er seit 2003 wegen der Ermordung von zwei nordamerikanischen Touristen in Haft.
Mordete sich durch den Hippie-Trail
Sobhrajs Masche war es, sich zunächst mit seinen späteren Opfern – meistens Backpacker – anzufreunden und ihr Vertrauen zu erschleichen, bevor er sie unter Drogen setzte, ausraubte und tötete. Die «Schlange» gab sich als Edelsteinverkäufer aus. Auf seinen Reisen lernte er Marie-Andrée Leclerc (†38) kennen, die trotz seiner Verbrechen zur treuen Verbündeten wurde. Die beiden gewannen erst das Vertrauen ihrer späteren Opfer, indem sie ihnen aus einer schwierigen Situation heraushalfen. Sobhraj bot etwa an, kostenlos in seiner Unterkunft zu schlafen oder half Opfern, ihre Pässe zu suchen, die er zuvor gestohlen hatte.
Da seine Opfer beim Auffinden oft nur Badekleidung trugen, wurde er in den Medien als «Bikini-Killer» bekannt. Die Pässe männlicher Opfer nutzte er, um weiterzureisen. Seinen Spitznamen «Die Schlange» erhielt er wegen seiner Fähigkeit, andere Identitäten anzunehmen und dadurch den Fängen der Justiz zu entgehen.
Abschiebung binnen 15 Tagen
Die Opfer tötete er dann, wenn er als Betrüger aufzufliegen drohte. Sobhraj reiste mit Leclerc auch nach Genf, um Edelsteine zu verkaufen. 1976 bis 1997 sass Sobhraj seine Strafe in Indien ab. Danach führte er ein sehr komfortables Leben in Paris, das er sich finanzierte, indem er seine Biografien verkaufte. 2003 wurde er in Nepal verhaftet, wo er wegen eines früheren Verdachts zur lebenslangen Haft verurteilt wurde. Bis jetzt.
Nach Gefängnisangaben sollte Sobhraj voraussichtlich am Donnerstag das Gefängnis in Kathmandu verlassen. Das Oberste Gericht ordnete seine Abschiebung binnen 15 Tagen an. (AFP/jmh)