Selfie-Stopp-Ampeln und Kennzeichen-Regulierung
Italien will Touristen mit Gaga-Regeln fernhalten

Derzeit geniessen Millionen Touristen das italienische Traumwetter. Das Nachsehen haben derweil die Behörden der jeweiligen Hotspots, die den Massenansturm mit kreativen Lösungen zu bewältigen versuchen.
Publiziert: 16.08.2024 um 19:48 Uhr
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Aktualisiert: 17.08.2024 um 12:43 Uhr
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Der Massentourismus in Italien macht den lokalen Behörden zunehmend Kopfschmerzen.
Foto: IMAGO/Jöran Steinsiek
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Cédric HengyRedaktor News

Dass Italien seit jeher zu den absoluten Top-Destinationen für Sommerferien zählt, ist allseits bekannt. Millionen ausländischer Touristen pilgern jährlich ins Land, um es sich bei Gelato, Pizza und Cappuccino gut gehen zu lassen.

Mitte August schwillt der Reisepegel dann traditionell noch einmal zünftig an, wenn unzählige Italienerinnen und Italiener die Koffer packen und die freien Tage während des Ferragosto geniessen.

13 Millionen Italiener unterwegs

Der italienische Feiertag, seinerzeit im Jahr 8 v. Chr. durch den römischen Kaiser Augustus eingeführt, ist für viele die optimale Gelegenheit, um diesen Tag herum freizunehmen und an einen der unzähligen Strände des Landes zu reisen. Kein Wunder wird es da bei all dem Trubel schnell einmal eng.

Das italienische Tourismusministerium geht davon aus, dass dieses Jahr um den Ferragosto 13 Millionen Italiener im Land unterwegs sein werden. Alles in allem bewegt sich derzeit also eine ungeheure Masse im Land. Nicht selten kommt es dabei zu Unfällen oder unsäglichem Verhalten der Reisenden.

Für die italienischen Behörden ist darum klar, dass es so nicht weitergehen kann. Aus diesem Grund haben sie an mehreren Orten und Stränden neue Massnahmen eingeführt, um das Chaos zumindest etwas in den Griff zu bekommen.

Auf Sardinien etwa hat der Bürgermeister von Olbia, das im Nordosten der Insel liegt, durchgegriffen und das nächtliche Schwimmen, Zelten am Strand und Lagerfeuer verboten. Auch wer über Nacht die Badestühle benutzt oder sich mit seinem Badetuch am Meer hinlegt, muss künftig damit rechnen, verzeigt zu werden.

Fussgänger mit Ampeln regulieren

Die Gemeinden Santa Teresa di Gallura und Sant'Antioco straffen die Zügel ebenfalls an. Wer am Strand Steine zur Befestigung von Sonnenschirmen benutzt, dem flattert seit neuestem eine Busse ins Haus. Kostenpunkt: rund 500 Franken.

Auch beim Abspielen von lauter Musik wollen die Behörden künftig genauer hinschauen. In Sassari, im Nordwesten Sardiniens, müssen Feten neu um 2 Uhr nachts zum Ende kommen. Immerhin: In den Ferienorten Platamona, Porto Ferro und Argentiera ist erst um 3 Uhr Schluss, wie aus einer von den Bürgermeistern der Insel veröffentlichten Verordnung hervorgeht.

Kurios mutet auch eine Massnahme an, die in Rom, Florenz und Venedig eingeführt wurde. An Bereichen mit hohem Fussgängeraufkommen wurden vorübergehend Ampeln aufgestellt, um die Menschen davon abzuhalten, Selfies zu machen und so unter anderem den Verkehr zu behindern.

Ähnliches soll schon bald an der Amalfiküste gelten. Dort wollen die Behörden die Zahl der Fahrzeuge, die die malerischen Strassen verstopfen, regulieren, indem sie die Einfahrt in bestimmte kleinere Strassen zu den Stosszeiten abwechselnd für gerade und ungerade Nummernschilder sperren, heisst es vom örtlichen Fremdenverkehrsamt von Kampanien.

«Für mich ist der Übertourismus eine Blasphemie»

Der Strandzugang wird an gewissen Orten ebenfalls reguliert. Von der Insel Sardinien bis zum Stiefelabsatz in Apulien wird der Einlass neu nur noch nach vorheriger Anmeldung über eine App gewährt. So soll verhindert werden, dass am Meer kurzerhand ein Massenauflauf entsteht. Währenddessen verdient sich die Insel Capri an den Touristenströmen eine goldene Nase und erhebt neu 5 statt 2.50 Euro Landegebühr.

Trotz all den Massnahmen ist ein Ende des Massentourismus im Land nicht absehbar. Zunehmend bereitet er den italienischen Behörden erhebliche Kopfschmerzen. «Für mich ist Übertourismus eine Blasphemie», sagte jüngst die italienische Tourismusministerin Daniele Santachè (63) gegenüber «La Nazione». «Das Problem ist vielmehr, ihn zu managen und zu regeln, was wir seit unserer Regierungsübernahme begonnen haben.»

Um die Touristen-Hotspots zu entlasten, hat sich die Regierung nun vorgenommen, weniger bekannte Ortschaften zu bewerben und ein diversifiziertes Touristenangebot aufzubauen.

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