Sektenführer soll Tänzer rabiat abschotten
Netflix-Doku lüftet den Schleier der mysteriösen TikTok-Sekte

Sie träumen vom glanzvollen Leben als TikTok-Stars und befinden sich stattdessen plötzlich in den Fängen eines skrupellosen Sektenführers. So ähnlich soll es bei der Managementfirma 7M mit ihrem Gründer Robert Shinn zu und her gehen.
Publiziert: 01.06.2024 um 19:08 Uhr
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Soll sich nach ihrem Engagement bei 7M Films total von ihrer Familie distanziert haben: Social-Media-Star Miranda Derrick.
Foto: Instagram/@ itsmirandaderrick
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Cédric HengyRedaktor News

Wie Tausende andere junge Menschen träumten auch die Schwestern Miranda (27) und Melanie (25) Wilking aus dem US-Bundesstaat Michigan von einer Karriere als Social-Media-Star. 

Um ihren Traum in die Tat umzusetzen, verliessen sie das heimische Nest und zogen nach Los Angeles, wo sie sich mit ihrem TikTok-Kanal «The Wilking Sisters» in Windeseile eine riesige Anhängerschaft von über drei Millionen Followern aufbauten und zahlreiche Markenverträge an Land zogen. 

Schottete sich plötzlich von ihrer Familie ab

Als Miranda dann aber einen Deal bei der Talentmanagement-Agentur 7M Films unterschrieb, war der Kanal des Schwesternduos Geschichte. Und nicht nur das: Miranda begann sich plötzlich dramatisch von ihrer Familie zu distanzieren. Zum Bruch kam es schliesslich, als Miranda ihren Eltern aus heiterem Himmel mitteilte, sie werde nicht wie geplant zur Beerdigung ihres Grossvaters nach Michigan kommen. Auch ein klärendes Gespräch im familiären Kreis endete kurz darauf in einem Reinfall.

In den folgenden Monaten erfand sich Miranda komplett neu, schnitt ihre braunen Haare ab, liess Freunde und Familie hinter sich und heiratete ihren Tanzpartner «BDash» Derrick. Auch er ist bei M7 Films unter Vertrag. Darüber hinaus begann Miranda, die seither den Nachnamen ihres Ehemannes trägt, plötzlich wie verrückt Bibelstunden zu besuchen.

Für Mirandas Familie machte das alles keinen Sinn. In einem Video, das sie im Februar 2022 auf Instagram hochluden, äusserten die Eltern ihren Verdacht, dass 7M Films in Wahrheit nichts anderes als eine Sekte sei und Miranda dort manipuliert werde. In der Folge erhielt das Schicksal des TikTok-Stars plötzlich grosse Aufmerksamkeit. Das Interesse schien derart gross, dass Netflix kürzlich sogar eine dreiteilige Doku über die Geschichte rund um die Geschehnisse bei 7M Films veröffentlichte. Die Vorwürfe, die darin geäussert werden, haben es in sich. 

Sektenführer mit Gerichtsverfahren konfrontiert

In «Dancing for the Devil: The 7M TikTok Cult», so der Titel der Serie, erzählt Mirandas Familie unter Tränen, dass ihre Tochter Ende 2019 einer «religiösen Organisation» beigetreten sei und ihr dort gesagt wurde, sie solle ihren Angehörigen den Rücken kehren. 

Im Zentrum von 7M Films steht Robert Shinn, Gründer der Talentmanagementfirma und darüber hinaus Pastor der Shekinah Kirche in Los Angeles. Seine beiden Geschäftsbereiche scheinen eng miteinander verbunden zu sein. So war Miranda bei weitem nicht das einzige Mitglied von 7M Films, das von heute auf morgen jeglichen Kontakt abbrechen musste. Shekinah-Gründer Shinn legt seinen Schützlingen offenbar nahe, durchs Tanzen ihren Glauben zu Gott auszudrücken. Sein Motto dabei: Man muss Angehörige zurücklassen, um diese zu retten. Nur so komme man schlussendlich mit ihnen in den Himmel. 

Aussteiger berichten derweil von Schweige-Klauseln und erzwungenen Gottesdiensten im Verborgenen. Auch wurde Shinn bereits mehrfach des sexuellen, psychologischen und finanziellen Missbrauchs beschuldigt. Vorwürfe, die dieser allesamt bestreitet. Trotzdem dürfte die Angelegenheit dereinst vor Gericht kommen, zumal drei ehemalige Tänzer eine Klage gegen den Sektenführer eingereicht haben, über die voraussichtlich im Juli 2025 verhandelt wird.

Kontakt ist lediglich inszeniert

Immerhin soll Shinn seine Meinung in punkto Kontakt mit Angehörigen inzwischen etwas gelockert haben. So reden auch Miranda und ihre Familie wieder miteinander und posten vermehrt gemeinsame Bilder. Doch Mirandas Schwester revidiert die heile Familienwelt gleich wieder. Die Posts seien lediglich für die Social-Media-Präsenz ihrer Schwester inszeniert worden. 

Melanie Wilking vermutet, dass Shinn auch hierbei wieder die Fäden ziehe, indem er die Mitglieder nach den Abschottungsvorwürfen nun auffordere, gelegentlich den Kontakt zu ihren Familien zu suchen.


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