Wochenlang fehlte von Chinas abgesetztem Aussenminister Qin Gang (57) jede Spur. Sein Verschwinden sorgte international für Schlagzeilen. In Peking hüllte man sich in Schweigen – auch zu seiner abrupten Absetzung im Juli gab sich die Regierung stets bedeckt. Die Rede war lediglich von «gesundheitlichen Problemen».
Jetzt kommen neue Details ans Licht. So soll Qin, der unter Staats- und Parteichef Xi Jinping (70) Karriere machte, eine Affäre mit einer bekannten chinesischen TV-Journalistin gehabt haben. Das berichtet die «Financial Times». Die Zeitung beruft sich auf sechs Personen, die dem aussenpolitischen Establishment Chinas nahestehen.
Wie es im Bericht heisst, soll es sich bei der Geliebten um Fu Xiaotian (40), die ehemalige Moderatorin einer führenden Talkshow des in Hongkong ansässigen chinesischen Senders Phoenix TV, handeln.
Haben die beiden ein Kind zusammen?
Derzeit kursieren auch Gerüchte über ein mögliches Kind der beiden. So soll Fu im vergangenen Jahr mithilfe einer Leihmutter in den USA ein Baby bekommen haben. Ob der abgesetzte Aussenminister der Vater ist, geht aus dem Bericht nicht hervor.
Gleichzeitig berichtete das «Wall Street Journal» letzte Woche von einem ausserehelichen Kind von Qin. So soll eine Affäre des Ministers, der zuvor als chinesischer Botschafter in den Vereinigten Staaten tätig war, zu einer Geburt eines Kindes in den USA geführt haben. Das habe eine interne Untersuchung der Kommunistischen Partei ergeben.
Obwohl weder der Name der Frau, noch der Name des Kindes genannt wurde, ist anzunehmen, dass es sich bei der Leihmutterschaft und dem Kind, von dem die Partei spricht, um denselben Fall handelt.
«Sexuelles Fehlverhalten»
Doch wie kommt es, dass ihn die Affäre mit der TV-Journalistin den Kopf gekostet hat? Wie es im Bericht heisst, werden «Fragen des Lebensstils» als offizieller Grund für Qins Absetzung genannt. Dabei handelt es sich um einen Begriff, der üblicherweise für sexuelles Fehlverhalten verwendet wird.
In Peking befürchtet man offenbar, dass die angebliche Affäre und andere Handlungen des Ministers die nationale Sicherheit Chinas beeinträchtigt haben könnten. Die Regierung habe inzwischen gar entsprechende Untersuchungen eingeleitet.
Offiziell möchte die chinesische Regierung zum neuesten Bericht keine Stellung nehmen. «Dies ist keine diplomatische Angelegenheit», sagte ein Sprecher des chinesischen Aussenministeriums bei einer regulären Pressekonferenz am Mittwoch. Auch der ehemalige Aussenminister selbst und Fu haben bisher davon abgesehen, sich zu ihrer angeblichen Affäre zu äussern. (dzc)