Dunkler Rauch steigt auf, durch die Blätter der Bäume erkennt man einen orangefarbenen Schimmer: Die Wohnung im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses im Dresdner Stadtteil Striesen brennt lichterloh. Was man nicht sieht: den Mieter (25), der auf dem Balkon verzweifelt versucht, den Flammen zu entkommen.
Doch er ist nicht ganz allein – an seinem Handgelenk ist ein Bettgestell angekettet. Da er keinen anderen Ausweg sieht, wuchtet er zunächst das Metallgestell über das Geländer. Dann springt er auf den ein Stockwerk tieferen Balkon. Ein Video der dramatischen Szene kursiert aktuell im Internet.
Freundin legt Brand und flüchtet
Inzwischen hatten Strassenbauarbeiter den Brand entdeckt und die Hausbewohner alarmiert. Gleichzeitig gingen mehrere Notrufe bei der Feuerwehr ein. Gegen 8.43 Uhr rückten am 16. November schliesslich 49 Einsatzkräfte der Feuerwehr zum Sozialbau aus, wie «Bild» berichtet.
Nach Angaben der deutschen Zeitung lebte in der abgebrannten Wohnung der dritten Etage ein 25-Jähriger mit seiner Lebensgefährtin (19) und dem gemeinsamen Kind. Dieses soll sich zum Zeitpunkt des Brandausbruchs nicht in der Wohnung befunden haben. Seine Mutter hingegen sei nach der Brandstiftung aus dem Haus geflohen.
Bereits gegen Mittag konnte die Polizei die junge Frau festnehmen. Gegen sie wird wegen versuchten Mordes ermittelt. Ihr Freund wurde schwer verletzt ins Spital gebracht.
Bei der Polizei bekannt
Die junge Mutter wurde am Freitagvormittag dem Haftrichter beim Amtsgericht Dresden vorgeführt und in die Justizvollzugsanstalt für Frauen nach Chemnitz gebracht. Gegen die Frau gab es bereits mehrere eingestellte Jugendstrafverfahren wegen kleinerer Delikte, unter anderem wegen Diebstahls, Unterschlagung und Schwarzfahrens.
Ob sie gegenüber ihrem Lebensgefährten handgreiflich wurde, ist nicht bekannt. Eine Anwohnerin berichtete allerdings gegenüber der «Bild»-Zeitung: «Der junge Mann hatte schon einmal schwere Brandverletzungen im Gesicht, er trug einen Kopfverband. Die junge Frau hat er trotzdem wieder bei sich aufgenommen.»
Mehrfamilienhaus unbewohnbar
Offen bleibt ebenfalls, ob dem Feuer ein Streit vorausgegangen ist. Nach Informationen der Zeitung soll sich das Paar um das Sorgerecht für das gemeinsame Kind gestritten haben.
Alle Mieter des Mehrfamilienhauses wurden in Ersatzwohnungen untergebracht. Denn das Haus, in dem sich mehrere Übergangswohnungen des Sozialamtes befinden, ist derzeit unbewohnbar. (gs)