«Gondel ist abgestürzt. Was für ein Chaos!»
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Verzweifelter Notruf:«Gondel ist abgestürzt. Was für ein Chaos!»

Seilbahn-Drama in Italien: Forderung empört Staatsanwaltschaft
Verteidigung will auch zweite Gondel abstürzen lassen

Das Gondeldrama von Stresa ist gerade fünf Wochen her, die Trauer um die 14 Toten noch frisch. Da fordert Andrea Da Porta (54), Verteidiger von Seilbahn-Ingenieur Enrico P.* (51), das Unfassbare: Auch die zweite Gondel soll abstürzen! Grund: Klärung der Unfallursache.
Publiziert: 28.06.2021 um 18:30 Uhr
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Fünf Wochen nach dem Gondeldrama von Stresa herrscht noch immer Unklarheit über die genaue Unfallursache. Warum riss das Zugseil? Um diese Frage kümmern sich Experten und Gutachter.
Foto: AP
Myrte Müller

Die Bilder sind nicht verblasst. Sie quälen, schüren Zorn. Noch heute. Am Mittag des Pfingstsonntags besteigen 15 Menschen die Gondel 3. Sie wollen den Panoramablick von Stresas Hausberg Mottarone geniessen. Es fehlen nur wenige Meter bis zur Bergstation. Da reisst das Zugseil. Die Gondel kippt abrupt nach hinten, rast ungebremst talwärts, wird vom Tragseil geschleudert und stürzt ab. 14 Menschen sterben, ein Bub (5) überlebt schwer verletzt.

Bald steht fest: Das Notbremssystem wurde absichtlich ausser Kraft gesetzt, das Leben der Gondelpassagiere wissentlich aufs Spiel gesetzt. Im Visier der Staatsanwaltschaft sind der technische Leiter Gabriele T.* (63), Wartungsingenieur Enrico P.* (51) und der Direktor der Seilbahn, Luigi N.* (56). Drei Tage nur sass das Trio in Haft. Dann liess Untersuchungsrichterin Donatella Banci Buonamici (56) die Beschuldigten wieder frei. Mittlerweile wurde sie vom Fall abgezogen.

Ein zweiter Absturz soll Unfallursache klären

Nun beantragt der Anwalt von Enrico P. ein ungeheuerliches Experiment. Andrea Da Porta (54) will auch die zweite Gondel abstürzen lassen! Unter den gleichen Umständen wie Gondel 3. Die Bilder sollen sich exakt wiederholen. Nur ohne Menschen an Bord. Der inszenierte Horrorcrash sollte, nach Da Porta, am 8. Juli 2021 durchgeführt werden und zur Klärung der Katastrophe beitragen. Denn sein Mandant habe die verschiedenen Kontrollen und Eingriffe an der Gondel der letzten Monate rekonstruiert. «Er kann sich den Bruch des Zugseils nicht erklären», sagt Da Porta gegenüber Ansa.

Am 23. Juni 2021 wurde der Toten des Seilbahnunglücks gedacht. Direkt an der Bergstation. Dort, wo das Grauen genau vier Wochen zuvor seinen Lauf nahm, kamen am Mittwoch Mitglieder der Bergwacht, des Zivilschutzes, der Rettungsmannschaften, Polizisten, Bürger und Bürgerinnen zusammen, um für die Opfer zu beten. Die Messe wurde von Franco Giulio Brambilla gehalten, dem Bischof von Novara. Dass sich nun der Gondelcrash wiederholen soll, wenn auch nur als Test, mag sich an der Bergstation wohl keiner vorstellen.

Verteidigung drängt auf schnelles Beweissicherungsverfahren

Andrea Da Portas Antrag bezieht sich auf das vorzeitige Beweissicherungsverfahren. Das hatten die Verteidiger gefordert. Es wurde von der neuen Untersuchungsrichterin genehmigt. Damit müssen am 8. Juli all jene, gegen die ermittelt wird, namentlich aufgelistet, die Beweise gegen sie erfasst worden sein. Sehr zum Ärger der Staatsanwältin. Olimpia Bossi hätte gern noch mehr Beweise gesammelt und den Kreis der Verantwortlichen möglicherweise erweitert.

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