«Rudy hat sich in seiner Eitelkeit verrannt»
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Schweizer Giuliani-Freund:«Rudy hat sich in seiner Eitelkeit verrannt»

Schweizer holte damaligen New Yorker Bürgermeister Giuliani nach 9/11 nach Zürich – jetzt rechnet er mit ihm ab
«Rudy hat sich in seiner Eitelkeit verrannt»

Fotos zeigen Trump-Anwalt Rudy Giuliani bei einem Blitzbesuch 2002 in Zürich. Sein früherer Freund Roger E. Schärer erinnert sich noch gut daran – und ist enttäuscht.
Publiziert: 26.11.2020 um 08:00 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2020 um 13:35 Uhr
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Alte Freunde: Roger Schärer (rechts) 2002 mit Giuliani in Zürich.
Foto: zVg
Fabienne Kinzelmann

Er verbreitet Verschwörungstheorien und macht mit Gaga-Auftritten, bei denen ihm auch gern mal Fake-Haarfarbe die Schläfen runterläuft, von sich reden: New Yorks Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani (76) ist auf dem Tiefpunkt seiner Karriere angelangt.

Ein Schweizer kennt ihn aus besseren Zeiten: Roger E. Schärer (73) aus Feldmeilen ZH. Fotos zeigen den damaligen Credit-Suisse-Manager gemeinsam mit Giuliani 2002 auf dem Zürcher Lindenhof im historischen Stadtkern. «Leider hat sich Rudy in seiner Eitelkeit verrannt und sucht mit dem Anwaltsmandat bei Trump alte nationale Bekanntheit und Anerkennung. Mit seiner Alterssturheit hat sich unsere Freundschaft verflüchtigt», sagt Schärer zu BLICK.

Für einen Vortrag nach Zürich geholt

Er erinnert sich gut an seinen einstigen Freund. Man kannte sich schon über US-General Norman Schwarzkopf (1934–2012). Der international gut vernetzte Schärer liess – beeindruckt von Giulianis Krisenmanagement nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 – nicht locker, bis Giuliani für einen Vortrag in der Schweiz zusagte. Mit dem CS-Privatjet holte Schärer ihn sogar persönlich in New York ab.

«Amerikas Felsen» – so ehrfürchtig wurde Giuliani damals genannt, als er sich nach 9/11 Weltruhm als einfühlsamer und respektierter Krisenmanager erarbeitet hatte. Er sollte die skandalgeplagte CS-Führungsriege trimmen. So die Idee von Schärer. «Wie der uns begeistert hat!», schwärmt der Schweizer noch 18 Jahre später. Vor 1200 Zuhörern (darunter der damalige Bundesrat Samuel Schmid, 73, und CS-Boss Lukas Mühlemann, 70) überzeugte Giuliani als «witziger und charismatischer Redner», wie der BLICK damals lobte. Man müsse bei den Leuten sein, ihnen zuhören, habe er der Manager-Riege erklärt. Schärer: «Er hat uns in einer wirklich beeindruckenden Art und Weise erzählt, wie man Menschen in einer Krise Mut macht.»

Filmreife Ankunft am Paradeplatz

Schon Giulianis Ankunft im Zürcher Hotel Savoy war ein Spektakel: Locker in Lederjacke und Feuerwehrmütze entstieg der damals 58-Jährige mit Freundin Judith Nathan (47) einem 1939er Saurer-Löschfahrzeug, das einst der Landi diente. Anderthalb Tage verbrachte der Polit-Star in Zürich, liess sich das Niederdörfli zeigen, während Freundin Judith die Boutiquen in der Bahnhofstrasse leer räumte.

«Danke für die gute Organisation unserer Reise. Du hast es zu einer erinnerungswerten und umwerfenden Erfahrung gemacht. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder!», schrieb Giuliani anschliessend dankbar an Schärer, der damals bei der CS den Bereich «External Relations» verantwortete.

«Ich bin keine Ikone – die hat es in russischen Kirchen», scherzte Krisenheld Giuliani bei seinem Vortrag. Vom cleveren und gewitzten Rudy von damals ist heute nichts mehr übrig. Der Mann, der einst New Yorks Trümmer aufräumte, räumt heute nur noch Donald Trump hinterher.

«Das irrlichternde Verhalten von Rudy und seine fanatische Loyalität sind unsäglich. Das Bild des schwitzenden Giuliani mit dem herabrinnenden Färbungsmittelschweiss ist symptomatisch», sagt Ex-Freund Schärer zu BLICK. Wie es so weit kommen konnte? «Ach, Sie wissen schon: Weibergeschichten, Finanzprobleme ...»

Eitelkeit statt Demut

Dem Freund sei es im Alter nicht gelungen, «seine egozentrierte Eitelkeit in geordneten Bahnen zu halten». Schärer fügt an: «Demut und Zurückhaltung wären für seine Leistung und Berühmtheit allemal bedeutender gewesen.»

Zuletzt hätten die beiden kurz nach Trumps Wahlsieg 2016 miteinander telefoniert. «Du bist auch Republikaner, aber pass auf!», habe er Giuliani gesagt. Der habe abgewiegelt: «Roger, Roger. Sei unbesorgt.»

Vier Jahre später ist klar: Mit der Selbsteinschätzung lag Giuliani daneben. Sein ehemaliger Freund Schärer seufzt: «Geiler Kerl – aber halt so ein Ego.»

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