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Schweizer Ex-Geisel trauert um getöteten Freund auf Philippinen
«Ich bin der letzte seiner Bekannten, der ihn lebend gesehen hat»

2012 waren auf den Philippinen der Schweizer Lorenzo Vinciguerra und der Niederländer Ewold Horn entführt worden. 2014 gelang dem Schweizer die Flucht, Horn wurde jetzt tot aufgefunden.
Publiziert: 07.06.2019 um 17:34 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2019 um 17:35 Uhr
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Kurz nach seiner Rückkehr in die Schweiz gab Lorenzo Vinciguerra mehrere Pressekonferenzen.
Foto: Keystone
Guido Felder

Auf den Philippinen ist eine jahrelange Geiselnahme blutig zu Ende gegangen. Vor einer Woche wurde in der Gemeinde Patikul in der muslimischen Region Mindanao der Niederländer Ewold Horn (†59) tot aufgefunden.

Horn war 2012 mit dem Ostschweizer Tierpräparator Lorenzo Vinciguerra (53) in die abgelegene Provinz Tawi-Tawi gereist, um einen seltenen Nashornvogel zu fotografieren. Auf der Exkursion wurden die beiden von der islamistischen Terrormiliz Abu Sajaf entführt, ihr einheimischer Führer entkam.

Für den Schweizer Vogelkundler, dem 2014 auf spektakuläre Weise die Flucht gelang, ist die Nachricht vom Tod Horns zwar ein Schock, kommt aber nicht überraschend. «Ich hatte die Möglichkeit, dass er getötet werden könnte, immer im Hinterkopf», sagt Vinciguerra am Freitag gegenüber BLICK.

Hatte er das Stockholm-Syndrom?

Wie genau Horn getötet wurde, ist nicht klar. Die einen Quellen sprechen davon, dass ihn die Terroristen auf der Flucht erschossen hätte, andere sagen, dass Horn inzwischen für die Terroristen sympathisiert habe und daher von Armeeeinheiten getötet worden sei.

«Es kann gut sein, dass er Kleider der Abu Sajaf trug. Aber was will man anders, wenn man keine eigenen mehr hat?» sagt Vinciguerra. Ob Horn das Stockholm-Syndrom hatte, also inzwischen Sympathien für seine Entführer empfand, weiss Vinciguerra nicht. «Als ich ihn verliess, hatte er es jedenfalls nicht.»

«Er präparierte die schönsten Vögel»

Lorenzo Vinciguerra hatte Horn gegen 30 Jahre lang gekannt. Die beiden Tierpräparatoren waren oft zusammen auf Reisen. Vinciguerra: «Er war äusserst hilfsbereit und ein erstklassiger Handwerker. Er präparierte die schönsten Vögel.»

Die fast drei Jahre in Gefangenschaft hätten sie zusammengeschweisst. «Wenn man so lange rund um die Uhr aufeinander sitzt, muss man miteinander klarkommen», sagt der Ostschweizer. Sie hätten über alles geredet, vom Mückenstich bis zu Jugenderinnerungen. Vinciguerra: «Es war wie in einer Ehe.»

Hoffen auf Informationen

Seit seiner Rückkehr in die Schweiz hat Vinciguerra dank seiner Familie wieder zurück ins normale Leben gefunden. Um zu vergessen, habe er sich möglichst wenig mit seiner Gefangenschaft beschäftigt. Als er aber vom Tod seines Freundes hörte, sei alles wieder hochgekommen. Vinciguerra trauert: «Ich bin der letzte von seinen Bekannten, der ihn lebend gesehen hat.»

Bisher hatte Vinciguerra keinen Kontakt zu Horns Familie. Er weiss nur, dass sein Freund nächste Woche beerdigt wird, allerdings hat er keine Ahnung, wo. Vinciguerra: «Ich warte sehnlichst auf Informationen. Ich hoffe, dass ich zur Beerdigung reisen kann.»

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