Lässig lehnt sich der Mann an ein Geländer, während er mit einem Gartenschlauch auf eine Obdachlose auf dem Bürgersteig zielt. Das Wasser spritzt nur so, die Frau schreit vor Angst. Die herzlose Aktion bei eisigen Temperaturen bleibt am Montagmorgen nicht unbeobachtet. Schnell verbreitet sich ein Video des Schock-Moments über die sozialen Medien, wird Millionen Mal angesehen.
Der Mann, den das virale Video zeigt, ist Collier Gwin (69). Ihm gehört die Kunstgalerie Foster Gwin Gallery in San Francisco. Einst gehörten der US-amerikanische Milliardär David Rockefeller oder Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger zu seinen Kunden.
Mit dem guten Ruf seiner Galerie dürfte nun Schluss sein. Empörte Social-Media-Nutzer rächten sich, indem sie im Internet massenhaft schlechte Bewertungen über die Foster Gwin Gallery schrieben. Die Bewertung der Galerie sank bei Google auf nur einen Stern.
So begründet der Galerist die Herzlos-Aktion
Doch der Kunstkenner zeigt keine Reue. Die Begründung Gwins für die Aktion: Er habe nur helfen wollen. Die Frau sei psychotisch geworden und habe Mülltonnen umgeworfen.
«Ich sagte, ‹Sie müssen weg, ich kann die Strasse nicht reinigen, gehen Sie weg›», beschreibt der 69-Jährige die Situation gegenüber der Zeitung «San Francisco Chronicle». Die Obdachlose sei völlig ausser Kontrolle geraten, habe angefangen ihn anzuschreien und anzuspucken, verteidigt sich Gwin. Er selbst sehe sich als «Champion», weil er versucht habe, zu helfen. Die Frau sei durch das kalte Wasser aus ihrer Psychose aufgewacht und habe sich beruhigt.
Der Chefkoch des «Brioche Cafe», einer kleinen Bäckerei unweit der Galerie von Collier Gwin, hat das virale Video aufgenommen. «Ich war schockiert», sagte Edson Garcia.
Wachsende Obdachlosenkrise in San Francisco
Die Szene spielte sich jedoch nicht unmittelbar vor Gwins Gallerie ab, sondern vor dem Restaurant «Barbarossa Lounge» gleich daneben. Deshalb war zunächst das Restaurant mit Hassnachrichten überschüttet worden, bis dessen Besitzer Arash Ghanadan (41) die Vorwürfe zurückwies.
«Die letzten drei Jahre waren für unseren Betrieb eine harte Zeit mit einer Pandemie. Wir haben das nur knapp überlebt, und jetzt wird unser Ruf durch ein Video ruiniert, von dem jeder fälschlicherweise annimmt, dass es mit unserem Unternehmen zu tun hat», sagte Ghanadan der «Daily Mail».
Das Video entstand inmitten einer wachsenden Obdachlosenkrise in der Stadt. Die Zahl der Wohnungslosen in San Francisco bezifferte das Sozialforschungsinstitut Applied Survey Research (ASR) im Februar letzten Jahres mit 7754.