Es sind verstörende Bilder, die im Internet kursieren – und jetzt dazu geführt haben, dass die Behörden aktiv werden. Zu sehen ist, wie ein verletzter Hirsch in einem Gartenteich im Spreewald (D) getötet wird. Der Jäger greift zum Messer und sticht auf das Tier ein. Mehrmals. Kurz darauf färbt sich das Wasser des Teiches rot.
Doch der Hirsch zappelt weiter wild im Wasser. Schliesslich verliert der Jäger das Messer. Darum packt er das Geweih des Tieres und drückt den Kopf immer wieder unter Wasser. So lange, bis der Hirsch sich nicht mehr rührt. Hunderte Kommentare finden sich unter dem Video. «Perfide Grausamkeit und Sadismus gepaart mit Inkompetenz: Das ist die Hobbyjagd!», heisst es. Ein anderer schreibt: «Einfach nur krank.»
Inzwischen hat sich auch das Veterinäramt des Kreises Oder-Spree eingeschaltet und Anzeige erstattet, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Auch die Tierschutzorganisation Peta hat Anzeige gegen den Jäger erstattet. Es soll geprüft werden, ob der Mann vorschriftsgemäss vorgegangen ist.
«Spitze des blutigen Eisbergs»
Weil der Jäger eine ausserordentlich qualvolle Tötung vollzog, habe er gegen das Jagd- und Tierschutzrecht verstossen, argumentiert Peta. Der Anwalt des Mannes weist die Kritik zurück: Die Nutzung eines sogenannten Abfangmesser, um den Hirsch zu erlegen, sei alternativlos gewesen. Den Auftrag habe der Jäger durch einen Jagdrevierinhaber erhalten. Dieser habe ihn angerufen, weil ein junger Rothirsch angeschossen worden sei. Daraufhin sei das Tier in einen Teich geraten und habe nicht mehr selbstständig rauskommen können.
Das Tier mit einem Gewehr zu erlegen, sei wegen Schaulustiger und der Nachbarbebauung nicht möglich gewesen. Deshalb habe der Jäger das Tier «weidgerecht und legal durch Einstechen hinter das Schulterblatt» erlöst, argumentiert der Anwalt. Auch der Landesjagdverband Brandenburg nimmt den Mann in Schutz: Geschäftsführer Kai Hamann sagt, er könne keinen mutmasslichen Verstoss gegen das Tierschutzgesetz feststellen.
Tierschützer sehen das allerdings anders. So schreibt der gemeinnützige Verein Soko Tierschutz auf Facebook: «Für uns ist das nur die winzige Spitze des gewaltigen, blutigen Eisbergs aus Jagd-Quälereien, der auf Jäger-Handys schlummert.» (bab)