Was sich am Samstagmorgen im Standesamt im Schloss Vösendorf (A) zutrug, ist kaum zu fassen. Mitten während der Hochzeitszeremonie von Hamza (27) und Gundula (40) stürmten rund 12 Beamte der österreichischen Fremdenpolizei den Raum, um den Türken festzunehmen. Nicht etwa, weil er ein Verbrechen begangen hatte, sondern, weil er abgeschoben werden sollte – an Ort und Stelle.
Das Video hat der Anwalt des Paares auf Facebook veröffentlicht. Es zeigt, wie die erschütterte Braut im weissen Kleid auf die Beamten einredet. Ihr Verlobter sitzt im Anzug neben ihr und schaut die Beamten fassungslos an. Einer von ihnen sagt: «Sie sind festgenommen und müssen uns jetzt begleiten.»
Braut muss in psychologische Behandlung
Die deutsche Braut, die seit 17 Jahren in Österreich lebt, legt Widerspruch ein. «Ich habe ein Recht zu heiraten, ich habe einen Termin, der ist rechtlich bestätigt!». Die Beamten bleiben knallhart: «Aber nicht heute!» Hamza wurde mitgenommen.
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Wie «Heute» berichtet, wurde der Kurde bis Dienstag in Schubhaft festgehalten. Am Dienstag wurde er dann endgültig abgeschoben – im Hochzeitsanzug. Ersatzkleider erreichten ihn nicht rechtzeitig.
Der Schock sitzt bei Gundula tief. Sie erlitt noch am selben Abend einen Zusammenbruch und musste sich in psychologische Behandlung begeben. Zur «Bild» sagt die 40-Jährige, es gehe ihr «furchtbar». Auf die Behörden sei sie sauer. «Das Amt hatte 1000 Möglichkeiten, uns auf der Arbeit oder zu Hause zu erwischen, um uns dieses traumatische Erlebnis zu ersparen.»
Hamza droht Einsatz im Kriegsgebiet
Auch Gregor Klammer, Anwalt der Verliebten, ist schockiert – und betitelt das Verhalten der Behörden als «illegal». Eine Scheinehe sei ausgeschlossen. Deshalb bleibt er optimistisch, dass das Paar in der Türkei heiraten kann. Anschliessend könne Hamza nach Österreich zurückzukehren. «Das ist ein ganz einfaches Verfahren, wo wenige Dokumente verlangt werden. Die Abschiebung selbst ist eigentlich kein Grund, das zu verweigern.»
Ein Problem sei allerdings die Wehrpflicht in der Türkei. Noch bei seiner Ankunft am Flughafen erhielt Hamza von türkischen Polizisten einen Einberufungsbefehl. In zwei Wochen muss er zum Militär. Dort könnte ihm ein Kampfeinsatz im syrischen Kriegsgebiet drohen.
Doch warum wurde Hamza überhaupt abgeschoben? Er hatte Freunde, war integriert und arbeitete in einem Restaurant nahe Wien als Koch. Dort lernte er Gundula kennen, die damals als Kellnerin arbeitete. Seit gut eineinhalb Jahren sind sie ein Paar.
Anwalt hält Festnahme für illegal
Laut Oe24.at stellte Hamza im März 2022 einen Asylantrag, der nach mehreren Instanzen im Dezember 2023 endgültig abgelehnt wurde. Wie «Heute» unter Berufung auf Anwalt Klammer berichtet, sei die Abschiebung zehn Tage vor der Trauung rechtskräftig geworden. Somit gab es eine gültige Festnahme-Anordnung.
Die Art und Weise der Festnahme hält der Jurist jedoch für rechtswidrig. «Diese Praxis wurde 2018 für illegal erklärt und ist völlig unangebracht. Man hat die beiden in eine Falle gelockt und den schönsten Tag zunichtegemacht», so Klammer. Eine Haftbeschwerde habe er für seinen Mandanten bereits eingereicht.
Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) gab wiederum an, dass es vor der Hochzeit bereits 13 Aufgriffsversuche gegeben habe. Diese seien allesamt gescheitert.
Klammer behauptet, dies stimme nicht. Es handle sich um «gestreute Unwahrheiten» seitens der Behörde. Er betont zudem, dass Hamza nach der Hochzeit aufenthaltsberechtigt geworden wäre. «Das wollte das BFA offenbar mit aller Macht verhindern.» (mrs)