Schneller als die USA
EU zündet Impfturbo

Die EU impft jetzt schneller als die USA. Wie kommt es dazu?
Publiziert: 11.05.2021 um 21:45 Uhr
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EU-Chefin Ursula von der Leyen: Die Staatengemeinschaft impft immer schneller.
Foto: DUKAS
Fabienne Kinzelmann

Das Impfstoff-Management der EU war lange mies. Zwar hatten alle 27 Mitgliedsländer zeitgleich Impfstoffe – aber viel zu wenig.

«Die EU kann Handelsverträge, aber keine Pandemie», urteilte die amerikanische Journalistin Sabrina Tavernise (50) in einem Podcast der «New York Times» über die schleppende Impfkampagne in Europa.

Das hat sich nun praktisch über Nacht geändert. Seit vergangener Woche impft die EU sogar schneller als die USA. Am Freitag lag die tägliche Anzahl Impfdosen bei 0,7 pro 100 Personen (7-Tage-Schnitt) – in den USA bei 0,62.

Bis zum Sommer wollten die Mitgliedstaaten mindestens 70 Prozent der gesamten erwachsenen Bevölkerung geimpft haben. Nach der quälend langsamen Impfkampagne zum Jahresbeginn scheint das Ziel wieder greifbar.

Der EU-Impfturbo im Vergleich mit den USA hat zwei Gründe:

1. Die EU hat mehr Impfstoff

Vier Impfstoffe sind in der EU mittlerweile zugelassen: Biontech/Pfizer, Moderna, Astrazeneca und Johnson & Johnson. EU-Mitglied Ungarn setzt zudem bereits per Notfallzulassung auf Sputnik aus Russland und den chinesischen Impfstoff Sinopharm.

Das grosse Portfolio kompensiert zum einen Lieferverzögerungen und eine eingeschränkte Nutzung bei Astrazeneca oder Johnson & Johnson, zum anderen sind im zweiten Quartal viel mehr Impfstoff-Dosen in der EU angekommen – und es werden noch mehr erwartet.

Damit genügend Impfstoff für Verfügung steht, hat die EU bei den Produktionskapazitäten besonders für die mRNA-Impfstoffe kräftig mitgeholfen. So hat die Europäische Arzneimittelbehörde EMA etwa die Erhöhung der Biontech-Chargengrösse und der damit verbundenen Skalierung der Produktionsprozesse in Puurs (Belgien) genehmigt. Zudem empfahl die EMA Ende April die Genehmigung einer neuen Moderna-Abfüllinie in Rovi (Spanien).

2. Die Amis sind Impfmuffel

Nach dem Impf-Schnellstart unter dem neuen US-Präsident Joe Biden flacht das Tempo nun ab. Zum einen, weil die USA schon vergleichsweise viele Menschen geimpft haben: Gut 78 Dosen wurden pro 100 Einwohnern bereits verteilt – in der EU sind es erst rund 39. In den USA sind 34,2 Prozent bereits vollständig geimpft – in der EU erst 11 Prozent.

Bedeutet: In der EU ist es aktuell viel leichter, die Nadel an den Mann oder die Frau zu bringen.

Doch zur Wahrheit gehört auch, dass die Amis Impfmuffel sind. Zwar ist auch in den USA die Impfbereitschaft in den vergangenen Monaten offenbar gestiegen, aber laut einer neuen Umfrage von The Economist/YouGov planen 18 Prozent keine Impfung. Zudem lassen offenbar Millionen Amerikaner den Termin für ihre zweite Dosis sausen.

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