Auf einen Blick
- Tauchboot vor Ägypten gesunken, Schweizer vermisst. Sicherheitskontrollen verstärkt
- Illegale Anbieter ohne Bewilligung gefährden Touristen im Roten Meer
- Tourismussektor beschäftigt zwei Millionen Ägypter, erwirtschaftet 10 % des BIP
Ob tödliche Hai-Attacken oder gesunkene Tauchboote – Ägypten gerät immer wieder in die Schlagzeilen. So auch am Montagmorgen: Vor der Küste der ägyptischen Kleinstadt Marsa Alam ist das Tauchboot Sea Story gesunken. An Bord waren 44 Menschen. Mindestens 31 Menschen konnten gerettet werden – darunter zwei Schweizer. Die Suche nach den übrigen Passagieren läuft auf Hochtouren.
Es ist nicht das erste Unglück dieser Art. Anfang Monat kenterte ein Tauchboot am berühmten Daedalus-Riff. Im Juni ging ein Boot in Flammen auf und sank. Drei Briten kamen ums Leben. Nun stellt sich die Frage: Wie gefährlich ist das Land für Touristen und worauf muss man achten? Zwei Experten ordnen ein.
Sogar das Essen wird kontrolliert
«Die Boote werden stark kontrolliert», betont Aladin Eish, Geschäftsführer vom Reiseanbieter Cleopatra Travel, im Gespräch Blick. «Es gibt mehrere Behörden, die Bewilligungen erteilen müssen – die Marine, das Tourismusministerium und die Hafenbehörden.» Er organisiert seit 1993 Reisen nach Ägypten und ans Rote Meer. Ohne Genehmigung dürfe kein Boot auslaufen und für jede Tour müsse eine Neue eingeholt werden, erzählt er.
«Die Behörden kontrollieren genau. Eine Bewilligung einzuholen, dauert etwa einen Monat. Deswegen müssen Touren frühzeitig gebucht werden», so Eish weiter. Die Kontrolleure führen spontane technische Begutachtungen durch – sogar das Essen werden vom Gesundheitsministerium auf die Qualität getestet.
«Da stimmt etwas nicht»
Allerdings gäbe es auch Anbieter, die illegal ohne Bewilligung in das Rote Meer stechen, um die Kosten zu drücken. Sie überfüllen das Boot oder nutzen alte und unsichere Boote. Vor diesen Anbietern sei Vorsicht geboten. Laut Eish gäbe es aber Erkennungsmerkmale: «Wenn eine Tour besonders billig und kurzfristig buchbar ist, sollte man vorsichtig sein – da stimmt etwas nicht.»
Andere Experten führen die Vorfälle auf unzureichende Sicherheitsstandards und weit verbreitete Korruption zurück, berichtet der «Stern». Es sei bereits die zweite Schiffskatastrophe desselben Betreibers in diesem Jahr, schreibt die Zeitung weiter. Ob der Anbieter über eine Bewilligung verfügte, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt.
Klar ist aber, wer auf so einem Boot ertappt wird, dem werden die Ferien gründlich vermiest: «Wer ohne Bewilligung erwischt wird, bekommt grosse Probleme, auch die Touristen», sagt Eish. Mehrere Tage könne die Polizei einen festhalten.
«Die Ägypter stehlen nicht»
Auch Hans Wiesner, der seit 40 Jahren Ägypten regelmässig bereist und Kulturreisen organisiert, unterstreicht die Wichtigkeit von vertrauenswürdigen Veranstaltern. «Die Schiffe auf dem Nil sind gut im Schuss, vor allem, wenn man mit seriösen Veranstaltern reist», so Wiesner. Auf dem Nil seien täglich mehr als 200 Schiffe unterwegs und es gibt kaum Unfälle.
«In Ägypten können Touristen bedenkenlos in Städten wie Kairo, Luxor und in Badeorten am Roten Meer Ferien machen», sagt Wiesner weiter. Denn ein Pluspunkt in den Ägyptenferien sei, dass man nicht mit Adleraugen auf die eigenen Siebensachen achten müsse. Diebstahl sei laut ihm kein grosses Problem: «Die Ägypter stehlen nicht, denn das würde Schande über die ganze Familie bringen», erklärt Wiesner.
Nur zwei Regionen seien gemäss Wiesner problematisch. «Der Norden der Sinaihalbinsel nahe der Grenze zu Gaza und die westliche Wüste, die oft als Schlepperroute aus dem Sudan genutzt wird.»
«Erst wenn eine Katastrophe passiert, bewegt sich Ägypten»
Allgemein kontrolliere die Regierung zwar vermehrt – allerdings erst, wenn es für Einzelne schon zu spät ist. «Erst wenn eine Katastrophe passiert, wie die tödliche Hai-Attacke im Jahr 2023, bewegt sich Ägypten. Jetzt wird vermehrt kontrolliert und es ist viel sicherer», so Eish. Damals zerfleischte ein Hai einen 23-jährigen Russen. Der Hai sei von Fischern angelockt worden, da diese Essensreste ins Meer warfen, erklärt Eish.
Die verstärkten Kontrollen kann sich Eish einfach erklären: «Sie haben sonst Angst, dass keine Touristen mehr kommen.» Rund zwei Millionen Ägypter arbeiten im Tourismussektor, dieser erwirtschaftet mehr als zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
«Ich würde Ägypten jedem empfehlen, aber man sollte genau schauen, was man bucht. Seriöse Anbieter planen langfristig», ermahnt der Unternehmer.