In Myitkyina im nördlichen Bundesstaat Kachin seien mindestens zwei Männer getötet worden, mindestens drei weitere seien schwer verletzt worden, sagte ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur. Auf Fotos in sozialen Netzwerken war der leblose Körper eines Opfers zu sehen. «Wir waren etwa 400 Leute, als das Militär plötzlich geschossen hat», erklärte der Aktivist Kyaw Zin Oo. Die Opfer seien vor einer katholischen Kirche ums Leben gekommen.
Appelle und Sanktionen zeigen noch keine Wirkung
Landesweit gingen zum Wochenbeginn erneut Zehntausende Menschen auf die Strassen, um gegen den Militärputsch von Anfang Februar zu protestieren. Die Demonstranten fordern seit fünf Wochen die Freilassung und Wiedereinsetzung der festgesetzten Regierungschefin Aung San Suu Kyi. In der vergangenen Woche hatte die Gewalt ihren bisherigen blutigen Höhepunkt erreicht: Nach UN-Angaben starben allein am Mittwoch 38 Menschen. Internationale Appelle und Sanktionen, die etwa die USA und Grossbritannien gegen die Generäle verhängt haben, blieben bislang ohne Wirkung.
Zahlreiche Festnahmen am Sonntagabend
Am Sonntagabend führte die Armee zahlreiche Razzien in der grössten Stadt Yangon (früher: Rangun) durch. Aus mehreren Gegenden der ehemaligen Hauptstadt wurden laute Schüsse gemeldet. Sicherheitskräfte rückten unter anderem vor Krankenhäusern und Universitäten an und patrouillierten durch Wohngegenden. Über die Zahl von Toten oder Verletzten gab es zunächst keine Angaben. Zahlreiche Menschen sollen festgenommen worden sein.
Angesichts der anhaltenden Gewalt hat das Auswärtige Amt vor wenigen Tagen seine Reise- und Sicherheitshinweise für das südostasiatische Land erweitert. Deutsche, die sich noch im Land aufhielten, sollten möglichst das Land verlassen: «Wenn Sie sich derzeit in Myanmar aufhalten, prüfen Sie, ob Ihre Anwesenheit in Myanmar zwingend erforderlich ist, und erwägen Sie ggf. Ihre Ausreise», heisst es auf der Webseite.
Am 1. Februar hatte das Militär gegen Suu Kyi geputscht. Die 75-Jährige hatte die Parlamentswahl im November klar gewonnen. Seit dem Umsturz reissen die Massenproteste nicht ab. Das Militär versucht mit zunehmender Härte, den Widerstand zu brechen.
(SDA)