Foto: sputiniknews.com

Russische Komiker legen als «Ueli Maurer» US-Diplomat in Venezuela rein
Schweiz gerät in Propaganda-Krieg

Zwischen Russland und den USA tobt ein Propagandakrieg um Venezuela. Nun ist die Schweiz unfreiwillig hineingeraten. Dubiose russische Komiker haben im Namen von Ueli Maurer einen US-Regierungsvertreter ausgehorcht.
Publiziert: 07.03.2019 um 08:54 Uhr
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Aktualisiert: 08.03.2019 um 09:08 Uhr
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Bundespräsident Ueli Maurer wird zum Spielball im Propagandakrieg zwischen Russland und den USA.
Foto: Keystone
Roman Rey
Roman ReyNews-Redaktor

Russische «Komiker» haben sich bei Donald Trumps Venezuela-Beauftragten als Bundespräsident Ueli Maurer ausgegeben und ihm Informationen entlockt. Dies berichtet das umstrittene Nachrichtenportal «Sputnik», das enge Verbindungen zur russischen Regierung hat.

Der SVP-Bundesrat hat Kenntnis vom Vorfall, hält sich aber bedeckt. «Wir äussern uns nicht dazu», sagt sein Sprecher Peter Minder zu BLICK. Somit ist auch nicht klar, ob die Schweizer Regierung gegen den Etikettenschwindel vorgeht.

Fake-Anrufe im Namen von Ueli Maurer

Dem Bericht zufolge haben die als «Pranker» bekannten Wowan und Lexus im Februar und März mehrmals Elliott Abrams telefoniert. Abrams war im Januar von der US-Regierung zum Sonderbeauftragten für Venezuela ernannt worden. 

«Mr. Abrams? Hi, this is Mr. Maurer», sagt einer der Pranker auf Englisch mit russischem Akzent auf einer Tonaufnahme des Telefonats (BLICK hat die Aufnahme unten eingebunden). Der Amerikaner scheint keinen Verdacht zu schöpfen, das Gespräch nimmt seinen Lauf. Die Russen erzählen dem US-Funktionär von Schweizer Bankkonten von Leuten aus dem Umfeld des venezolanischen Staatschefs Nicolás Maduro.

Der Sonderbeauftragte Abrams fordert daraufhin, die Konten zu sperren. Ebenfalls droht er dem falschen Maurer: Er könne Klage gegen die Schweiz einreichen, wenn der Herausforderer Juan Guaidó die Macht übernehme und Maduros Geld das Land verlassen würde. Im Glauben, es mit der Schweizer Regierung zu tun zu haben, schickte ihnen Abrams auch eine Liste von venezolanischen Funktionären unter US-Sanktionen. «Sputnik» hat die Liste veröffentlicht.

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Komiker mit gutem Draht zum Kreml

In Venezuela tobt ein Machtkampf: Guaidó, unterstützt von den USA, möchte Maduro stürzen, der von Russland unterstützt wird. Militärisch hat sich keine der Grossmächte im südamerikanischen Land eingemischt, doch es tobt ein Propagandakrieg – in den die Schweiz nun auch hineingezogen wurde.

Denn die beiden Pranker geben sich zwar als Komiker aus – doch ihre Nähe zum Kreml ist offensichtlich. Sie treten mit ihren Streichen regelmässig im russischen Staatsfernsehen auf und haben sich auf Promis und Politiker aus dem Westen eingeschossen, von mächtigen russische Persönlichkeiten lassen sie die Finger. Zu ihren prominenten Opfern gehören US-Senator John McCain und Elton John, dem sie in der Rolle des Wladimir Putin versicherten, Schwulenrechte ernst zu nehmen. Woher sie die Nummern der Promis haben? Direkt vom Geheimdienst FSB, munkelt man in Moskau.

«Sputnik», das als erstes über den Fall berichtete und auch Audioaufnahmen der Gespräche veröffentlichte, ist neben «Russia Today» das zweite vom Staat gegründete Nachrichtenmedium, das in verschiedenen Sprachen international berichtet. Kritiker sehen darin ein Propagandawerkzeug der russischen Regierung.

Machtkampf in Venezuela

Das durch eine Finanzkrise bereits gebeutelte Venezuela befindet sich in einer Staatskrise: Juan Guaidó, der Präsident des entmachteten Parlaments, erklärte sich nach tagelangen Demonstrationen gegen den amtierenden Regierungschef Nicolás Maduro, am 23. Januar zum Übergangsstaatschef.

Maduros Wiederwahl in den vorgezogenen Wahlen letzten Jahres ist umstritten und viele westliche Länder anerkennen seine Regierung nicht, da die Wahl manipuliert gewesen sein soll. Seit seinem Amtstritt Anfang Januar gab es gewaltsame Unruhen und Proteste in Venezuela. Seit dem Putschversuch durch Guaidó herrscht ein erbitterter Machtkampf. BLICK erklärt die Hintergründe und wichtigsten Fragen zum Konflikt.

Das durch eine Finanzkrise bereits gebeutelte Venezuela befindet sich in einer Staatskrise: Juan Guaidó, der Präsident des entmachteten Parlaments, erklärte sich nach tagelangen Demonstrationen gegen den amtierenden Regierungschef Nicolás Maduro, am 23. Januar zum Übergangsstaatschef.

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