Russische Aktivisten ersetzen Preisschilder
Anti-Kriegs-Botschaften in russischen Supermärkten aufgetaucht

Die Zensur in Russland sorgt dafür, dass die Bevölkerung fast nichts über den Krieg weiss. Das wollen Aktivisten ändern – mit versteckten Botschaften in Supermärkten. Die Aktion blieb nicht unentdeckt, es gab bereits mehrere Festnahmen.
Publiziert: 13.04.2022 um 15:49 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2022 um 16:36 Uhr
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Aktivisten haben in Supermärkten in St. Petersburg kurzerhand Preisschilder gegen Anti-Kriegs-Botschaften ausgetauscht.
Foto: Twitter

Putins Krieg in der Ukraine sorgt weltweit für Empörung. In Russland selber sieht die Sache anders aus. Weil die staatstreuen Medien ihre Nachrichten direkt vom Kreml empfangen, haben viele Russinnen und Russen ein verzerrtes Bild vom Krieg.

Die Aktivistin Alexandra Skotschilenko hat es sich zum Ziel gemacht, die Bevölkerung über die wahren Geschehnisse im Ukraine-Krieg aufzuklären. Dafür riskiert sie eine Menge.

Mitarbeiter in den Geschäften sollen Aktivisten fangen

In verschiedenen Supermärkten im St. Petersburger Bezirk Kaliniskij hat sie gemeinsam mit anderen Aktivisten begonnen, Preisschilder mit Antikriegsschildern zu überkleben. Diese sehen aus wie gewöhnliche Preisschilder, haben aber «pazifistische und alarmierende Botschaften» drauf, wie das russische Nachrichtenportal «rotonda.media» auf Telegram schreibt.

«Russische Truppen hinderten 14 mit humanitärer Hilfe beladene Lastwagen an der Einfahrt in die Region Cherson. Die Zivilbevölkerung braucht Nahrung und Wasser», steht etwa auf einem der Schilder.

Es dauerte nicht lange, bis die Kunden die Schilder bemerkten. Das hat die Verkaufsleiter der Supermärkte auf den Plan gerufen. Nun haben sie ihre Mitarbeiter angewiesen, die Preisschilder genau im Auge zu behalten. Denn: Antikriegs-Aktionen werden von Putin brutal bestraft. Diesen Ärger will sich die Geschäftsführung der Supermärkte lieber ersparen.

«Einige Genossen, die überhaupt keine Genossen für uns sind, fügen in unsere Preisträger statt normaler Preise irgendeinen Propaganda-Unsinn ein», so ein Verkaufsleiter in einer Audionachricht, die er den Mitarbeitenden zuschickte. Gleichzeitig wies er seine Belegschaft an, die Aktivisten zu fangen.

Skotschilenko drohen jetzt zehn Jahren Haft

Das scheint gelungen zu sein, denn Skotschilenko wurde kürzlich festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft. Ihre Anhörung fand offenbar am Mittwochmorgen um 9 Uhr statt. Die Aktivistin könnte für bis zu zehn Jahre ins Gefängnis wandern. Ein Urteil steht noch aus.

Den Behörden war Skotschilenko laut «Paperpaper.ru» bereits bekannt. So soll sie schon früher Berichte von Kundgebungen und Protesten verfasst und Videos davon ins Netz gestellt haben.

Eine andere Aktivistin, die von den Behörden auf frischer Tat ertappt wurde, ist Tatjana Popowa. Wie der «Hindustan News Hub» berichtet, wurde Popowa vom Bezirksgericht in St. Petersburg zu einer Geldstrafe von 300 Franken verurteilt. Sie hatte in einem Supermarkt Spielzeug aufgehängt, an dem Zettel mit der Aufschrift «Nein zum Krieg» befestigt waren. (ced)

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