Seit Donnerstag müssen russische Lehrer einen sogenannten Sonderunterricht abhalten. Unter dem Titel «Russlands wohltätige Operationen in der Ukraine» lässt Putin so seine Kriegspropaganda unter den Kindern verbreiten. Es ist nur einer von vielen Schritten, die der russische Präsident unternommen hat, damit sein Volk nicht vom wahren Krieg in der Ukraine erfährt.
Zuvor hat Putin bereits die sozialen Netzwerke Twitter und YouTube einschränken lassen. Ausserdem waren russische Medien nach dem Einmarsch in die Ukraine angewiesen worden, nur offizielle Informationen der russischen Behörden für ihre Berichterstattung zu verwenden. Medien, die dies nicht befolgten, wurden abgeschaltet. Wer nur schon Wörter wie Krieg, Angriff oder Invasion abdruckte, riskierte das Aus seiner Zeitung.
Dass dies keine leere Drohung ist, hat Putin bereits bewiesen. So liess er zum Beispiel den unabhängigen russische Sender Dozhd TV abschalten, der ehrlich über den Krieg berichtete. Doch dies alles scheint dem russischen Kriegsführer immer noch nicht genug Zensur zu sein. Die russischen Behörden haben jetzt nämlich den Zugang zu diversen Websites von ausländischen Medien nach eigenen Angaben eingeschränkt.
Auch der App-Store ist nicht mehr zugänglich
Die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor teilte am Freitag mit, von dem Schritt seien neben der Deutschen Welle auch die Websites des britischen Rundfunksenders BBC, der in Lettland ansässigen russisch- und englischsprachigen Nachrichtenwebsite Medusa und von Swoboda betroffen. Swoboda ist der russischsprachige Sender von Radio Free Europe/Radio Liberty, einem vom US-Kongress finanzierten Medium.
Der russischen Medienaufsichtsbehörde zufolge wurde der Zugang zu den Websites auf Antrag der Staatsanwaltschaft eingeschränkt. Nebst dieser Einschränkung seien auch der App Store und Google Play Store nicht mehr zugänglich, wie Radio SRF-Auslandsredakteur David Nauer berichtet. Damit solle verhindert werden, dass die Leute Apps von ausländischen Medien herunterladen können und so die Zensur umgehen.
Lieferungen nach Russland und Belarus gestoppt
Gleichzeitig gab Google bekannt, dass sein Anzeigengeschäft in Russland bis auf weiteres einzustellen. Betroffen sei Werbung sowohl im Umfeld der Internet-Suche als auch bei der Videoplattform Youtube, teilte der Konzern unter anderem dem US-Sender CNBC mit. Zuvor hatte Google nur bestimmte Anzeigen rund um den Krieg blockiert.
Als weiteres Tech-Unternehmen stoppte der Apartment-Vermittler Airbnb seine Aktivitäten in Russland und Belarus, wie Firmenchef Brian Chesky bei Twitter schrieb. Unter anderem hatte bereits Apple Lieferungen seiner Geräte nach Russland sowie Dienste in dem Land eingestellt.
Der Chipriese Intel setzt alle Lieferungen an Kunden in Russland nach dem Angriff auf die Ukraine aus. Auch Belarus, das die russische Invasion in die Ukraine unterstützt, wird nicht mehr versorgt, wie der US-Konzern am Freitag mitteilte. Intel ist der wichtigste Anbieter von Prozessoren und Servern in Rechenzentren. (obf/AFP)