Ein Leben ohne Plastik ist quasi unvorstellbar – Kunststoffe dominieren unsere Welt. Während das Material in der Industrie sehr beliebt ist, hinterlässt es aber auch negative Spuren. So produziert die Massenfabrikation eine Menge Abfall – wovon ein grosser Teil exportiert wird.
Wie der «Südkurier» berichtet, exportiert die Schweiz jedes Jahr viele Tausende Tonnen Plastik in Länder der Europäischen Union. Verena Jucker vom Branchenverband Kunststoff Swiss sagt, dass die Eidgenossenschaft 2022 rund 88'000 Tonnen exportiert hat – etwa 39 Prozent davon, also circa 34'000 Tonnen, landeten dabei in Deutschland.
Werden dort sortiert
Laut Jucker handle es sich bei den Abfällen um «Haushalts- und Bauabfälle, die in Deutschland zur Sortierung gelangen und danach wieder in die Schweiz zurückkehren». Sortieren könnte man auch in der Schweiz, unsere deutschen Nachbarn haben jedoch mit 42 Prozent eine höhere Recyclingquote, wenns um Plastik geht – hierzulande werden lediglich 28 Prozent recycelt.
Andreas Vogt ist Geschäftsleiter von Vogt Plastic. Die deutsche Firma hat sich darauf spezialisiert, den Plastik in recycelbare und nicht recycelbare Teile zu trennen. Was nicht wiederverwertet werden kann, wird verbrannt. Laut Vogt ist der Abfallhandel etwas «ganz Normales».
«Wir sind froh über den Input der Nachbarn»
Vogts Firma zerkleinert den recycelbaren Abfall, bevor er mit Wasser gereinigt wird. Daraufhin werden die verschiedenen Komponenten, sprich Polystyrol, Polyethylen und Polypropylen, voneinander getrennt. Nachdem es gemahlen wurde, wird die Materie eingeschmolzen. Dann wird der Plastik zu Regranulat, und in der Form kann er wieder als Rohstoff eingesetzt werden.
Ausserdem sei er froh über «den Input der Nachbarn». Momentan recycelt seine Firma rund 2500 Tonnen Plastik, ein Grossteil kommt aus unserem Land. Daraus entstehen etwa 7500 Tonnen Regranulat, das Vogt Plastics wieder in die Schweiz exportieren kann.
Gibt es solche Firmen bald auch in der Schweiz?
Für Vogt ist es auch nicht komisch, mit Müll zu handeln. «Ich halte es für etwas ganz Normales und finde, dass es zwischen zwei Ländern mit ähnlichen Umweltbestimmungen völlig in Ordnung ist», erklärt er. «Andere Produkte handeln wir ja auch. Die Schweiz kann gut Käse, die Deutschen Autos. Und wir eben Abfall.»
Auch Schweizer Firmen haben in der Zwischenzeit erkannt, dass es sich hier um ein gutes Geschäft handelt. Daher liegt es im Interesse einiger Firmen, diesen Prozess hierzulande durchzuführen. (zun)