Die Behörden in Brasilien haben eine Betrügerbande verhaftet. Darunter Sabine B.* (48). Sie hat ihre Mutter Genevieve B.* (82) getäuscht und um Millionen gebracht. Es geht um Geld, Schmuck und Kunstwerke im Wert von mehr als 725 Millionen Reais, umgerechnet rund 134 Millionen Franken.
Die 82-Jährige ist die Witwe eines vermögenden Kunstsammlers und Kunsthändlers. Und genau auf diesen Reichtum hatte es die Tochter und ihre Komplizen abgesehen. Laut der Polizei begann der Betrug im Januar 2020. Die ältere Frau wurde demnach überzeugt, für eine spirituelle Behandlung ihrer Tochter exorbitante Summen zahlen zu müssen. Einer der Verbrecher gab sich als Hellseher aus und erklärte, dass Sabine B. sterbenskrank sei.
Die Seniorin wurde daraufhin zu mehreren weiteren Hellsehern gebracht, die laut Polizei persönliche Informationen ihrer Tochter nutzten, um die verzweifelte Mutter dazu zu bringen, Geld für eine «spirituelle Behandlung» zu überweisen.
Bilder waren angeblich verflucht
In den folgenden Monaten wurde Genevieve B. laut Polizei von den Verdächtigen körperlich bedroht und von ihrer Tochter monatelang zu Hause festgehalten. Gleichzeitig überzeugten sie die Seniorin davon, dass einige Bilder verflucht seien und deswegen aus dem Haus müssten, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
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Unter den gestohlenen Werken, die inzwischen gefunden wurden, war auch das Gemälde Sol Poente der brasilianischen Malerin Társila do Amaral (1886-1973), wie aus einer Mitteilung der Polizei in Rio am Mittwochabend hervorging. Allein der Wert dieses Bildes beläuft sich auf umgerechnet 50 Millionen Franken. Die Ermittler fanden das Werk unter dem Bett versteckt.
Zwei weitere Bandenmitglieder sind auf der Flucht
Zuvor seien in einer Kunstgalerie in São Paulo weitere Gemälde sichergestellt worden. Ein Werk von do Amaral hatte 2020 einen Rekord in der brasilianischen Kunstwelt aufgestellt. Das 1923 entstandene Bild A Caipirinha brachte damals bei einer Versteigerung 57,5 Millionen Reais ein, umgerechnet rund 10 Millionen Franken.
Der argentinische Unternehmer Eduardo Costantini (75) erwarb das Bild Abaporu 1995 für damals 1,3 Millionen Dollar, es ist heute eine der Hauptattraktionen des von ihm gegründeten Museu de Arte Latina de Buenos Aires
Die Ermittler konnten neben der Tochter vier weitere Personen festnehmen. Zwei Bandenmitglieder sind auf der Flucht. (jmh/SDA)
* Namen bekannt