Rätsel um gefallene Soldaten
Russland versteckt seine Leichen – mit Hilfe von Belarus

Laut dem ukrainischen Verteidigungsministerium sind im Krieg rund 12'000 russische Soldaten getötet worden. Davon will Putin nichts wissen. Russland versucht offenbar, die hohe Zahl an Gefallenen zu vertuschen – und zwar mit Hilfe von Belarus.
Publiziert: 14.03.2022 um 17:26 Uhr
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Aktualisiert: 15.03.2022 um 10:43 Uhr
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Im Ukraine-Krieg sind bereits Tausende gefallen. Laut der Ukraine haben die Russen dabei bereits rund 12'000 Soldaten verloren.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Der Ukraine-Krieg hat bisher schon viele Opfer gefordert. Wie viele Soldaten aber tatsächlich ihr Leben liessen, ist unklar. Verlässliche Zahlen gibt es nicht. Sowohl Russland als auch die Ukraine liefern ganz unterschiedliche Opferzahlen. So sagen sowohl der russische Präsident Wladimir Putin (69) als auch der unkrainische Präsident Wolodimir Selenski (44), dass der Gegner viel höhere Todeszahlen zu beklagen hat, als man selber.

Gemäss dem US-Verteidigungsministerium hätten die Russen bereits bis zu 4000 Soldaten im Ukraine-Krieg verloren. Das wären bereits mehr Verluste, als die USA im ganzen Irak-Krieg zu beklagen hatten.

Das ukrainische Verteidigungsministerium schätzt die Zahl der gefallenen russischen Soldaten sogar noch höher. Gemäss ihren Berichten seien bereits 12'000 Russen gefallen.

Russen werden nach Belarus transportiert

Die Russen versuchen offenbar, die Zahl der gefallenen Soldaten zu vertuschen. Ein Teil der Toten wird deswegen in das Nachbarland Belarus transportiert, wie Radio Liberty berichtet. Kein Wunder: Schliesslich sind Putin und Belarus Machthaber Alexander Lukaschenko (67) enge Freunde. Sie helfen sich gegenseitig. So schickte Putin im Februar 2021 seine Sonderpolizei nach Belarus, um dort Demonstranten, die gegen Lukaschenko auf die Strasse gingen, niederzuknüppeln.

Nun hilft Belarus seinem grossen Bruder Russland. Wegen Putins neuen Zensurgesetz droht den Ärzten, die mit der Presse über die toten Soldaten sprechen, die sofortige Entlassung. Viele von ihnen haben Geheimhaltungsverträge unterschrieben.

In Russland wurde vor einigen Tagen ein russischer Offizier in einer Talk-Show abgemahnt. Als er darauf hinwies, dass in der Ukraine viele junge russische Soldaten sterben würden, unterbrach ihn der Moderator und wies ihn in seine Schranken.

Eine Vertuschung der Todeszahlen wird aber immer schwieriger, denn verschiedene belarussische Leichenhäuser haben kaum noch Kapazität. Wie BBC berichtet, seien die Zustände derart desolat, dass die Toten nicht einmal mehr im Kühlraum gelagert werden können. «Sie verrotten, stinken und werden dann weggebracht».

Einwohner der Stadt Masyr hätten zudem beobachtet, wie tote russische Soldaten auf Züge der russischen Eisenbahn verladen wurden, um zurück ins Heimatland gebracht zu werden. «Es gab unglaublich viele Leichen», erzählte ein Einwohner Radio Liberty. Einige hätten versucht, das Geschehen zu filmen, wurden aber vom Militär daran gehindert.

Selenski besucht verletzte Soldaten im Spital
2:13
Erster öffentlicher Auftritt:Selenski besucht verletzte Soldaten im Spital

Werden mobile Krematorien eingesetzt?

Aber nicht alle toten Soldaten werden wieder zurück nach Russland gebracht. So wurde im Dorf Kamenka, in der Nähe von Masyr, ein Friedhof abgesperrt. Einwohner vermuten, dass einige der Soldaten nun hier begraben werden. Was den Verdacht erhärtet: In der Nähe befindet sich ein Flugplatz und Militärstützpunkt der Russen.

Auch in der belarussischen Stadt Gomel berichten Einwohner ähnliches. So seien die verwundeten und getöteten Russen in Bussen mit abgeklebten Fenstern nach Belarus transportiert worden. Von dort aus werden die Toten dann nach Russland geflogen.

Eine weitere Möglichkeit, die Zahl der gefallenen Soldaten geheim zu halten: mobile Krematorien. Bereits kurz nach Beginn des Krieges wurde darüber spekuliert, ob solche zum Einsatz kommen. Es ist allerdings nicht klar, ob mobile Krematorien tatsächlich von den Russen verwendet werden.

Überhaupt ist vieles unklar, gerade was Todeszahlen angeht. Diese sollten immer mit Vorsicht betrachtet werden, wie Alexander Graef vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik Hamburg erklärt. «Es ist für Dritte unmöglich diese im Einzelnen zu überprüfen, aber vermutlich liegt die Wahreheit irgendwo in der Mitte», sagt er zur «Tagesschau». (ced)

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