Auf einen Blick
- Bewaffnete Bande ermordet über 180 Menschen in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince
- Racheakt eines Bandenbosses gegen Voodoo-Anhänger für Tod seines Sohnes
- Opfer meist Frauen und Männer über 60, Leichen verstümmelt und verbrannt
Eine bewaffnete Bande hat in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince laut Menschenrechtsorganisationen und Medienberichten mehr als 180 Menschen ermordet. Laut einer Mitteilung der Organisation Komitee für Frieden und Entwicklung (CPD) vom Sonntag handelte es sich anscheinend um den Racheakt eines Bandenbosses.
Dieser habe Anhänger des Voodoo-Kultes für den Tod seines Sohnes verantwortlich gemacht. Die «New York Times» berichtete, dass ihr das Massaker von einem Bewohner vor Ort bestätigt wurde.
Opfer vorwiegend Frauen und Männer ab 60
Das Blutbad ereignete sich der Mitteilung zufolge am Freitag und Samstag in Wharf Jeremie, einem Teil von Cité Soleil, dem berüchtigtsten Armenviertel der Hauptstadt des Karibikstaates. Die Mehrzahl der Opfer seien Frauen und Männer von über 60 Jahren, deren Leichname verstümmelt und auf offener Strasse verbrannt worden seien.
Den Informationen zufolge sei zuvor ein Sohn des Bandenbosses Monel Felix, alias Micanord, an einer geheimnisvollen Krankheit gestorben. Der Bandenboss habe daraufhin die Menschen in dem Viertel beschuldigt, seinen Sohn verhext zu haben, und entschieden, alle älteren Menschen und Voodoo-Anhänger dafür zu bestrafen. Der Voodoo-Kult, der seine Ursprünge in Westafrika hat, ist in Haiti eine anerkannte Religion.
Das CPD hatte die Zahl der Opfer mit mehr als 100 angegeben. UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk sagte am Montag in Genf, dass mindestens 184 Menschen in Cité Soleil getötet wurden. «Diese jüngsten Tötungen bringen die Todeszahl in Haiti in diesem Jahr auf unglaubliche 5000 Menschen. Wir müssen den Strom der Waffen nach Haiti, Sudan und Myanmar stoppen», sagte er.
Land leidet seit Jahren unter Gewalt
Haiti, das sich mit der Dominikanischen Republik die Karibikinsel Hispaniola teilt, ist das ärmste Land des amerikanischen Kontinents. Seit Jahren leidet es unter der Gewalt schwer bewaffneter Banden, die die Hauptstadt grösstenteils unter ihrer Kontrolle haben.
Aus Kenia als Teil einer multinationalen Schutztruppe entsandte Polizisten haben bisher wenig ausrichten können. Im November wurden in Port-au-Prince sogar zwei Passagierflugzeuge von US-Fluglinien angeschossen.