Wird die strategisch wichtige Hafenstadt Odessa im Süden der Ukraine das nächste Hauptangriffsziel von Wladimir Putin? Satellitenbilder zeigen, dass mindestens 14 russische Marineschiffe Kurs auf Odessa mit einer Million Einwohnern genommen haben. Laut dem Fachportal «Naval News» sind die russischen Schiffe in drei Gruppen aufgeteilt: Der grösste Schiffsverbund (fünf Landungsschiffe für Bodentruppen) wird von zwei Kriegsschiff-Gruppen begleitet.
Die erstere der beiden Gruppen bewegt sich in quadratischer Formation auf den Hafen zu. Bei der Gruppe scheint es sich um kleinere Kriegsschiffe wie Raketenkorvetten zu handeln. Die südliche Gruppe wird von dem Kreuzer Moskva der Slawa-Klasse (Projekt 1164) angeführt. Dieser scheint zwei Landungsschiffe der Alligator-Klasse und das Landungsschiff der Iwan-Gren-Klasse, Pjotr Morgunow, an Bord zu haben. Ausserdem gibt es ein kleineres Kriegsschiff, möglicherweise eine Raketenkorvette der Buyan-M-Klasse, wie das Portal schreibt.
Russland bewegt sich mit Kampfschiffen auf Ukraine zu
Hinter den Namen stecken einerseits tatsächliche Kampfschiffe, wie die Korvetten der Buyan-M-Klasse. Das «Projekt 21631» der russischen Marine dient eigentlich dem Küsten- und Binnengewässerschutz, kann aber auch für das Unterstützen von Spezialeinheiten eingesetzt werden. Mit einer Länge von 62 Metern und einer Breite von 9,6 Meter gehört sie bei der Flotte eher zu den kleineren Schiffen. Ihre Höchstgeschwindigkeit beträgt 52 Kilometer pro Stunde, angetrieben werden die Korvetten durch zwei Propeller.
Die Schiffe von «Projekt 21631» sind mit schweren Geschützen bestückt. Nebst eigens für die Flotte gebauten Flugabwehrsystemen befinden sich auch Mehrfachraketenwerfersysteme an Bord, die sich ebenfalls an Land bewegen können. Zudem sind rund acht Lenkwaffensysteme an Bord, die für den Kampf vom Wasser aus entwickelt wurden.
Eines der grösseren Schiffe ist der Projekt-1164-Kreuzer Moskwa. Mit 187 Meter Länge, 21 Meter Breite und einer Besatzungsgrösse von 485 Mann ist die Moskwa noch mal ein anderes Kaliber im Vergleich zur Buyan-M-Klasse. Die Waffen an Bord reichen von lenkbaren Anti-Schiffswaffen, über Langstrecken-Raketensysteme, Luftabwehrsysteme, Nahbereichsflugwaffen bis hin zu Wasserbomben und Torpedos.
Ukrainische Flotte kämpft mit russischen Schiffen
Daneben nehmen auch Landungsschiffe, eine Art Militärfrachter, die Panzer und Soldaten transportieren, Kurs auf den Hafen von Odessa. Einer von ihnen ist das «Projekt 1171», auch Alligator-Klasse genannt. Die Schiffe dieses Projekts waren für grosse Landungsoperationen und auch für zivile Einsätze ausgelegt. Die Ladefähigkeit beträgt bis zu 1750 Tonnen. Im Laderaum finden bis zu 13 schwere Panzer oder 50 Schützenpanzerwagen Platz. Ähnlich funktioniert auch das vierte Schiff im Bunde, das «Projekt 11711», das Ivan-Gren-Landungsschiff.
Die ukrainische Schwarzmeerflotte kämpft währenddessen zu grossen Teilen mit russischen Kampfschiffen, die ihnen von Russland im Jahr 2014 überlassen wurden. Stationiert sind diese unter anderem auch in Odessa. Bedeutet: Putins Truppen und die Ukrainer würden mit russischen Schiffen kämpfen. Ob es zu einer Eskalation auf dem Wasser kommen wird, ist allerdings noch nicht klar. (chs)