Sie entblättern sich aus Protest. Rund 50 Frauen haben sich in Rom ausgezogen. Der Hintergrund: das Alitalia-Aus.
Denn bei den Frauen handelt es sich um ehemalige Flugbegleiterinnen der Airline. Gemeinsam trafen sich die Stewardessen auf dem Kapitolinischen Hügel in der italienischen Hauptstadt – und zwar in Alitalia-Uniform.
Nur, um sich Stück für Stück auszuziehen. Vom Halstuch, über die Bluse bis hin zum Rock. Alles landete auf dem Boden. Am Ende standen die Frauen barfuss und nur noch in Unterwäsche auf dem Platz. Zum Schluss riefen sie im Chor: «Wir sind Alitalia!», wie die «Bild» berichtet.
Zwei Millionen Euro Verlust pro Tag
Alitalia steckte seit den Nullerjahren in der Krise und fuhr schon lange keine Gewinne mehr ein. Die am 5. Mai 1947 gestartete Alitalia wurde in den 70er-Jahren zur siebtgrössten Airline weltweit, mit ihr flog auch der Papst. Danach ging es bergab. Seit 2002 schrieb die Fluggesellschaft keine schwarzen Zahlen mehr. 2017 stieg der italienische Staat ein, fand aber keinen privaten Investor für die Alitalia.
Die Corona-Krise brachte dann zusätzliche Schwierigkeiten. 2020 machte Alitalia zwei Millionen Euro Verlust – pro Tag. Im Laufe der Jahre pumpte der Staat 13 Milliarden Euro in das Unternehmen.
Alitalia leidet unter der Konkurrenz der Billigflieger wie Easyjet und Ryanair, aber auch des neuen Hochgeschwindigkeitszugs von Rom nach Mailand, der statt sechs nur noch drei Stunden braucht. Dann folgte das Ende der Airline – und die Übernahme durch Italia Trasporto Aereo (ITA).
Es soll eine «komplette Neugeburt» werden
ITA übernahm die Hälfte der Alitalia-Maschinen und – zu schlechteren Bedingungen – 70 Prozent der 2800 Beschäftigten von Alitalia. Sie sicherte sich in letzter Sekunde am Donnerstagabend für 90 Millionen Euro das grün-weiss-rote Logo der Alitalia – will aber künftig unter dem Namen ITA Airways fliegen, wie Konzernchef Fabio Lazzerini am Freitag sagte. Es solle eine «komplette Neugeburt» werden – eine «nachhaltige» und «rentable» Airline. Das Design soll aber bleiben.
ITA Airways soll mit der Erholung von der Corona-Pandemie im kommenden Jahr wachsen. 26 weitere Maschinen sollen 2022 dazukommen, bis 2025 soll die Zahl der Beschäftigten auf 5750 wachsen. Konzern-Präsident Alfredo Altavilla kündigte bereits an, dass ITA «nicht allein bleiben soll» – gesucht werde ein Partner, der Zusammenschluss sei bis Ende 2022 geplant. (jmh/AFP)