Immer wieder hatte Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (62) den russischen General Sergej Surowikin (56) in den höchsten Tönen gelobt. Und es scheint möglich, dass er vor seiner Blitz-Rebellion ihn in seine Pläne eingeweiht hat, sich gegen Wladimir Putin (70) und den Kreml aufzulehnen. Unklar ist, wie involviert er in die Planung des Aufstandes war.
Das berichtet die «New York Times», gestützt auf Quellen aus dem US-Geheimdienst. Surowikin stellte sich zwar am vergangenen Freitag per Videobotschaft öffentlich hinter Putin – allerdings zeige seine Körpersprache, dass ihm nicht wohl sei, sich öffentlich gegen einen Verbündeten zu stellen.
Surowikin könnte Posten verlieren
Surowikin, wegen seines skrupellosen Einsatzes der russischen Luftwaffe im syrischen Bürgerkrieg gegen Zivilisten auch als «Schlächter von Syrien» bekannt, ist beliebt bei den russischen Truppen und bei den Generälen. Quellen aus der US-Regierung berichten der Zeitung, auch andere Generäle hätten Prigoschins Aufstand gegen die Armeeführung und vor allem gegen Verteidigungsminister Sergei Schoigu (68) unterstützt.
Prigoschin glaubte offenbar an genügend Rückhalt, ansonsten hätte er den Aufstand nicht gewagt, heisst es. War Surowikin wirklich eingeweiht – oder unterstützte er Prigoschin gar, dann bleibe Putin nichts anderes übrig, als ihn von seinem Posten zu entfernen. Offenbar sucht der Kremlchef derzeit die Generäle, die von dem Aufstand gewusst haben könnten.
Offenbar wurde Surowikin seit Samstag nicht mehr gesehen. «Der Verbleib von „General Armageddon“ ist nicht bekannt, es gibt die Version, dass er verhört wird», schreibt der prorussische Militärblogger Rybar in einem Post. Wenn er tatsächlich verhört wird, könnte das nur der Anfang einer Operation sein, verantwortliche Generäle loszuwerden.
«Die bewaffnete Meuterei von der Wagner-Gruppe ist zu einem Anlass für eine massive Säuberung in den Reihen der russischen Streitkräfte geworden», schreibt Rybar. Diese Säuberung könnte für den zögernden Surowikin Folgen haben. Denn: «Unentschlossenheit bei der Unterdrückung der Meuterei ist ein Vorwand, unter dem unerwünschte Personen (...) entfernt werden.»
«Wir haben gesehen, wie seine Macht geschrumpft ist»
Allerdings, so sagen es Quellen aus der Regierung zur «New York Times», könnte die enge Verbindung zwischen Surowikin und Prigoschin auch der Grund sein, warum letzterer noch am Leben ist – obwohl er eigentlich Hochverrat beging und mehrere russische Piloten nach Abschüssen ihrer Flugzeuge durch Wagner-Söldner starben.
Ukraine-Aussenminister Dimitri Kuleba sagt zu «CNN», dass man in der Ukraine eigentlich nur darauf gewartet habe, dass sich jemand gegen Putin auflehne. Es sei offensichtlich nur eine Frage der Zeit gewesen. «Wir haben gesehen, wie seine Macht und sein Einfluss geschrumpft ist». Prigoschin sei einfach der Erste, der es gewagt hat. Kuleba: «Es wird noch mehr geben.»
Am Nachmittag äusserte sich der Kreml zu den Gerichten. «Rund um diese Ereignisse wird es nun viel Spekulation geben. Das ist ein solches Beispiel», sagte der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. (neo)