Für Präsidentschafts-Kandidat Rodrigo Duterte ist der Papst ein «Hurensohn»
Jetzt kommt der Philippinen-Trump

In den Philippinen wird heute der Nachfolger von Präsident Benigno Aquino gewählt. Mit besten Chancen auf einen Wahlsieg ging Papst-Beleidiger und Todesstrafe-Befürworter Rodrigo Duterte (71) ins Rennen.
Publiziert: 09.05.2016 um 13:57 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:33 Uhr
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Rodrigo Duterte, Bürgermeister von Davao City, bei einer Wahlkampfveranstaltung am Samstag in Manila.
Foto: AP

Die Comic-Hand auf den Wahlplakaten ist zur Faust geballt. «Für sichere und prosperierende Philippinen», lautet der Slogan von Präsidentschaftskandidat Rodrigo Duterte. Und das meint er ernst.

Sollte der 71-Jährige heute als Sieger aus den philippinischen Präsidentschaftswahlen hervorgehen, will er den Inselstaat mit eiserner Hand regieren. Innerhalb eines halben Jahres werde er die Todesstrafe wiedereinführen, kündigte Duterte an. Mörder, Vergewaltiger, Entführer sowie Räuber und Drogenhändler will «Digong», wie die Philippinos Duterte nennen, öffentlich hinrichten lassen – noch bevor ihnen der Prozess gemacht werden kann. 

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Todeskommando exekutierte Hunderte Menschen

Dass es sich dabei nicht bloss um ein leeres Wahlversprechen handelt, machte Duterte mit seiner bisherigen «law and order»-Politik in Davao City deutlich. Über 20 Jahre hat der studierte Rechtsanwalt als Bürgermeister der viertgrössten Stadt der Philippinen geamtet. Davao City sei unter seiner Fuchtel von einer Stadt im Sumpf der Kriminalität zu einer der sichersten Städte der ganzen Welt geworden, behaupten seine Anhänger.

Dabei schreckte Duterte allerdings nicht zurück, sich selbst weit von der Legalität zu entfernen. Während «Digongs» Amtszeit begann sich in Davao eine Bürgerwehr zu formieren, die laut Recherchen von Menschenrechtsorganisationen von 1998 bis 2011 knapp 1500 Menschen entführt und getötet haben soll. «Der Bürgermeister von Davao City hat nichts unternommen, um diese Tötungen zu verhindern, und seine öffentlichen Kommentare deuten darauf hin, dass er sie in Wirklichkeit unterstützt», hielt der UNO-Menschenrechtsrat 2009 fest.

«Ihr werdet gar nicht so lange leben, um es zu bereuen»

In seiner Rede zur erneuten Amtseinsetzung 2013 hatte Duterte klar gemacht, dass er weiterhin kurzen Prozess mit Kriminellen zu machen gedenkt. Er wandte sich direkt an die Delinquenten der Stadt und sagte: «Den Drogenhändlern, -lieferanten und Straftätern sage ich erneut: Hört auf oder geht, wenn ihr das nicht könnt oder wollt, denn sonst werdet ihr es bereuen. Noch schlimmer, ihr werdet gar nicht so lange leben, um es zu bereuen.»

Selbst seine Kinder würde er töten, sollten sie den Drogen verfallen, verkündete Duterte, Vater von zwei Töchtern und zwei Söhnen. Zudem sorgte der radikale Politiker in der Vergangenheit bereits mit geschmacklosen Witzen über Opfer von Vergewaltigungen und der Beleidigung von Papst Franziskus für Schlagzeilen. Vor wenigen Monaten bezeichnete er diesen als «Hurensohn», was ihm die Bezeichnung «Donald Trump der Philippinen» einbrachte. Im Gegensatz zu den verhöhnten Missbrauchsopfern entschuldigte sich Duterte im Nachhinein schriftlich beim Pontifex für seine Aussage. 

Um 17 Uhr schlossen die Wahllokale

Bei der Bevölkerung kommt Polterer Duterte an. Jüngsten Umfragen zufolge führt der 71-Jährige das Feld der Präsidentschaftsanwärter klar an. 32 Prozent der Befragten gaben an, Duterte wählen zu wollen – seine vier Konkurrenten konnten jeweils nicht mehr als 25 Prozent der prognostizierten Wählerstimmen auf sich vereinen. 

Damit hat Duterte beste Chancen, heute gewählt zu werden. Um 17 Uhr Ortszeit (11 Uhr Schweizer Zeit) schlossen die Wahllokale im Land. Eine einfache Mehrheit der Wählerstimmen reicht, damit Duterte seinen unmissverständlichen Worten bald ebenso unmissverständliche Taten folgen lassen kann. (lha) 

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