Posthum publiziertes Buch
Papst Benedikt klagte über «Schwulen-Clubs» im Vatikan

Nach dem Tod von Papst Benedikt XVI. wurden seine Memoiren veröffentlicht. Und der Inhalt sorgt in Italien für Wirbel. Die Rede ist von «Schwulen-Clubs» im Vatikan.
Publiziert: 27.01.2023 um 16:17 Uhr
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Posthum wurden 16 Texte von Papst Benedikt veröffentlicht.
Foto: keystone-sda.ch

Nach dem Tod von Papst Benedikt XVI. (†95) wurden nun seine letzten Texte veröffentlicht, die er seit seinem Rücktritt im Jahr 2013 verfasst hat. Der Band trägt den Titel «Che cos’e il cristianesimo – quasi un testamento spirituale» («Was ist das Christentum – fast ein geistliches Testament». In 16 Texte äussert sich Joseph Ratzinger, wie Benedikt mit bürgerlichem Namen hiess, zum Christentum, dem Islam und auch dem Priesteramt. Derzeit ist das Buch nur auf Italienisch erschienen. Eine Passage sorgt derzeit für Wirbel.

«In mehreren Seminaren wurden Homosexuellen-Clubs gegründet, die mehr oder weniger offen agierten und das Klima in den Seminaren deutlich veränderten», heisst es an einer Stelle. In einem Priesterseminar hätten angehende Priester zusammen gelebt. Auch im Vatikan habe er so etwas erlebt.

Es ist nicht das erste Mal, dass solche Vorwürfe laut werden. Der letzten Sommer verstorbene Angelo Sodano (†94), der fast 15 Jahre lang Staatssekretär im Vatikan war, stand im Mittelpunkt einer Reihe von Kontroversen. In seinem Buch «Sodom. Macht, Homosexualität und Doppelmoral im Vatikan» prangerte der französische Journalist Frédéric Martel (55) Sodanos Lebensstil an. Der Franzose hatte für sein Buch mit rund 1500 Menschen, darunter vielen Kardinälen und Bischöfen, gesprochen. Er ist der Meinung, dass im Vatikan die «grosse Mehrheit» der Männer schwul sei und dies verschweigen würde.

Seine Texte wurden heimlich gelesen

In seinen letzten Texten kritisiert Benedikt auch Priester und «einzelne Bischöfe», nicht nur «in den Vereinigten Staaten», die «die katholische Tradition als Ganzes ablehnten, indem sie in ihren Diözesen eine Art neue, moderne Katholizität anstrebten. Ein Bischof habe sogar Seminaristen Pornos gezeigt, wohl um angehende Priester die Chance zu geben, sich gegen «glaubenswidriges Verhalten zu wehren».

Weiter schreibt er: «Vielleicht ist es erwähnenswert, dass in nicht wenigen Seminaren Studenten, die bei der Lektüre meiner Bücher ertappt wurden, als ungeeignet für das Priesteramt angesehen wurden. Meine Bücher wurden als schädliche Literatur versteckt und sozusagen nur heimlich gelesen».

Franziskus brach Benedikt das Herz

Auch die Memoiren von Erzbischof Georg Gänswein (66), der langjähriger Privatsekretär und enger Vertrauter von Benedikt war, haben die Katholische Kirche aufgeschreckt. Das Buch mit dem Titel «Nient'altro che la verità» («Nichts als die Wahrheit») erschien eine Woche nach der Beerdigung des Pontifex. Darin beschreibt Gänswein Spannungen zwischen den Päpsten Benedikt und Franziskus (86).

So behauptet Gänswein unter anderem, dass Franziskus seinem Vorgänger «das Herz gebrochen» habe, indem er die Verwendung der lateinischen Sprache, die dieser selbst als Konservativer entwickelt hatte, eingeschränkt habe.

Das Buch schildert darüber hinaus Joseph Ratzingers Aufstieg zum Oberhaupt der katholischen Kirche, sein von Skandalen geprägtes Pontifikat (2005 bis 2013) und schliesslich seinen Rückzug in ein Kloster im Vatikan nach seinem überraschenden Rücktritt im Jahr 2013. (jmh/AFP)


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