Geschosse, Explosionen, Laser, Tränengas: Portland, die grösste Stadt des US-Bundesstaates Oregon, wird zum Schlachtfeld. Erneut protestieren Menschen gegen Polizeigewalt und Rassismus.
Die Polizei in Portland teilte mit, in der Nacht zu Sonntag hätten sich Tausende Demonstranten an dem abgeriegelten Gebäude des Bundesgerichts versammelt. Einige davon hätten Steine, Flaschen sowie Feuerwerkskörper geworfen und mit Elektrowerkzeugen den Zaun zerstört. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt, um die Menge aufzulösen. Die örtliche Polizei habe mehrere Menschen festgenommen.
Geheimarmee im Einsatz
Wieder hat US-Präsident Donald Trump (74) seine geheime Armee losgeschickt. Die Spezialeinheit soll sich aus Sicherheitskräften aus Küstenwache, Zoll, Einwanderungsbehörden und andern Einheiten zusammensetzen.
Die Angehörigen der Truppe, die keine Erkennungszeichen wie Name oder Nummer tragen, gehen mit Brutalität gegen die Demonstranten vor. Mehrere Demonstranten sind teilweise schwer verletzt worden. Auch werden immer wieder Personen in nicht gekennzeichnete Fahrzeuge gezerrt, um sie zu kontrollieren und zu verhören.
Mit Darth Vader in die Schlacht
Die Demonstranten in Portland stachelten sich gegenseitig an, indem sie den Schauplatz mit dem «Imperial March» aus dem Film «Star Wars» beschallten. Das düstere musikalische Thema hat der US-Komponist John Williams (88) für die Episode «Das Imperium schlägt zurück» geschrieben. Es ertönt meistens, wenn Bösewicht Darth Vader sein Lichtschwert schwingt.
In Portland wollten die Demonstranten gegen Trump zurückschlagen. Dessen Truppen liessen sich aber nicht aufhalten.
Portlands Bürgermeister Ted Wheeler (57) nannte den Einsatz einen «Angriff auf unserer Demokratie». Die Gouverneurin von Oregon, Kate Brown (60), beschuldigt die Truppen, «Konfrontationen für politische Zwecke zu provozieren». Die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses und grösste Widersacherin Trumps, Nancy Pelosi (80), fordert: «Trump und seine Sturmtruppen müssen gestoppt werden.»
Selbst der Armee ist die Geheimtruppe ein Dorn im Auge. Jonathan Hoffman, Sprecher von Verteidigungsminister Mark Esper (56), sagte: «Der Verteidigungsminister hat seine Besorgnis dahingehend geäussert, dass wir ein System wollen, in dem die Menschen den Unterschied erkennen können.»
Trump geht noch härter ran
Trump jedoch verteidigte den Einsatz. Er twitterte: «Wir versuchen, Portland zu helfen, nicht zu schaden.» Die örtlichen Demokraten hätten schlicht versagt, die «Anarchisten und Unruhestifter» unter Kontrolle zu bringen.
Die US-Regierung hat sogar eine weitere Verschärfung im Vorgehen gegen Gewalttäter unter den Demonstranten angekündigt. Zusätzliche Massnahmen würden vermutlich in dieser Woche ergriffen, sagte der amtierende Heimatschutzminister Chad Wolf dem Sender Fox News am Sonntag. Man werde nicht hinnehmen, dass Sicherheitskräfte des Bundes Nacht für Nacht angegriffen und verletzt würden. Portland sei «zumindest zu bestimmten Stunden in der Nacht völlig ausser Kontrolle». (gf)