Tausende Fische sind in den vergangenen Tagen in der Oder gestorben – noch immer lässt sich nicht genau sagen, warum. Nach Angaben der polnischen Regierung am Samstag sind erhöhte Quecksilberwerte allerdings nicht die Ursache für das Fischsterben.
Dies hätten die ersten toxikologischen Untersuchungsergebnisse von Proben toter Fische ergeben, schrieb Polens Umweltministerin Anna Moskwa (43) am Samstag auf Twitter. «Das staatliche Veterinärinstitut hat sieben Arten getestet. Es hat Quecksilber als Ursache für das Fischsterben ausgeschlossen.» Man warte nun auf die Ergebnisse von Untersuchungen auf andere Schadstoffe.
Das Fischsterben in der Oder beunruhigt seit Tagen die Menschen, die in Polen und Deutschland an dem Fluss leben. Polnische Behörden hatten nach Regierungsangaben bereits Ende Juli erste Hinweise darauf bekommen, dass in dem Fluss massenweise verendete Fische treiben.
Polen setzt hohe Belohnung für Hinweise aus
Die Behörden in Polen reagierten erst in dieser Woche, als sich die Situation deutlich verschlimmerte und tonnenweise tote Fische auf polnischer Seite an der Oder entdeckt wurden. Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki (54) räumte ein, erst am «9. oder 10. August» informiert worden zu sein. «Es ist eindeutig, dass ich zu spät davon erfahren habe. Die betroffenen Behörden hätten mich früher informieren müssen», sagte Morawiecki vor Journalisten im westpolnischen Gorzow Wielkopolski.
Im Zusammenhang mit dem Fischsterben haben die polnischen Behörden inzwischen eine Belohnung von umgerechnet rund 207'000 Schweizer Franken für Hinweise auf den Verursacher der Gewässerverschmutzung ausgesetzt. Vize-Innenminister Maciej Wasik (52) teilte am Samstag mit, «eine Belohnung von einer Million Zloty» solle dabei helfen, «die Verantwortlichen dieser Umweltkatastrophe zu finden».
«Hier bahnt sich eine Umweltkatastrophe an»
Das Ausmass der Verschmutzung sei «sehr gross, gross genug, um sagen zu können, dass die Oder Jahre brauchen wird, um zu ihrem Naturzustand zurückzufinden», sagte Morawiecki. Der Regierungschef hatte am Freitag den Chef der polnischen Wasserschutzbehörde und den obersten Kontrolleur der Umweltschutzbehörde, entlassen. Letzterem warf er «ein zu langsames Handeln» vor.
Die nationalkonservative Regierung war in den vergangenen Tagen sowohl im eigenen Land als auch in Deutschland massiv kritisiert worden, weil sie nicht frühzeitig auf die Umweltkatastrophe reagiert habe. «Hier bahnt sich eine Umweltkatastrophe an», sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (54, Grüne) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Auf deutscher Seite hatten die Behörden am Dienstag erste Hinweise auf ein ungewöhnliches Fischsterben erreicht, in der Folge gaben sie in rascher Folge Warnmeldungen an die Bevölkerung heraus und leiteten Gegenmassnahmen ein. Die Menschen wurden unter anderem aufgerufen, Kontakt mit dem Wasser zu meiden und dieses nicht zu verwenden. Gewässer wie die sogenannte Alte Oder wurden abgetrennt, um verunreinigtes Wasser am Eindringen zu hindern. (chs/SDA/AFP)