Auf einen Blick
- Ein Deutscher (40) rast mit einem dunkelblauen Ford durch eine Mannheimer Fussgängerzone
- Zwei Menschen sterben, mehrere sind schwer verletzt
- Es gibt keine Anzeigen auf einen islamistischen Anschlag, wohl aber auf eine psychische Erkrankung des Lenkers.
Todesraser Alexander S. hatte vor Amok-Fahrt noch Kontakt mit Freunden
Über den verhafteten Todesraser Alexander S. aus Mannheim sagten am Montagabend Freunde, die «Bild» bei seinem Wohnort antraf, dass er in letzter Zeit «sehr komisch» gewesen sei. Weiter sagten sie: «Er hat einfach ins Leere gestarrt und dann wie aus dem Nichts angefangen zu lachen. Wir hatten noch eine halbe Stunde vor der Tat Kontakt mit ihm.»
Wie die Zeitung weiter schreibt, soll er im August letzten Jahres versucht haben, sich in ein Spital einweisen zu lassen. Zuvor soll er sich mit Benzin übergossen haben und habe sich anzünden wollen.
Polizei und Staatsanwaltschaft veröffentlichen Informationen zu Täter und Opfer
Der Todesfahrer aus Mannheim habe vor zehn Jahren eine kurze Freiheitsstrafe wegen Körperverletzung verbüsst, sagt Oberstaatsanwalt Romeo Schüssler an der Pressekonferenz vom Montagabend. «Wir haben konkrete Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung des Täters. Deswegen konzentrieren sich die Ermittlungen auf diesen Aspekt», sagte er weiter. Zuletzt sei der Täter wegen «Hatespeech auf Facebook» im Jahr 2018 aufgefallen.
Der LKA-Präsident, Andreas Stenger, bestätigt weiter, dass der Täter sich mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen hat. Der Mann habe noch nicht vernommen werden können.
Der Staatsanwalt beteuerte indessen: «Wir gehen davon aus, dass er absichtlich gefahren ist.» Man habe auch Anhaltspunkte, dass er in Behandlung war. Hinweise darauf, dass die Tat angekündigt worden war, gebe es keine. Gemäss den ermittelnden Personen soll der Mann alleine gelebt, als Landschaftsgärtner tätig gewesen sein und keine Kinder haben.
Bei den beiden Todesopfern handelt es sich um eine 83-jährige Frau und einen 54-jährigen Mann, erklärte Stenger.
Sophie (17): «Wir haben tagtäglich Angst!»
Sophie (17) beunruhigt der neue Gewaltakt in ihrer Stadt. «Nicht schon wieder! Vor einem Jahr hatten wir einen Messerangriff», erinnert sie sich. Ende Mai hatte ein Mann bei einer Kundgebung auf mehrere Menschen eingestochen. Ein Polizist starb.
«Wir fühlen uns unsicher und sind sprachlos. Die Bevölkerung geht kaputt», so das Mädchen weiter. «Unsere Eltern haben Angst, uns nach Mannheim zu lassen. Wir haben tagtäglich Angst!»
«Das war Todesangst»: Dönermann rettet Frauen vor Amokfahrer
Bülent As (59) arbeitet in einem Dönerladen direkt am Paradeplatz. Er erzählt: «Ich war gerade oben in unserem Büro. Als ich herunterkam und auf den Platz trat, kamen mir etwa 50 Menschen entgegen, mehrheitlich Frauen.»
Sie hätten geschrien: «Bitte hilf uns!». Daraufhin liess er sie in den Hauseingang. Sie hätten gedrängelt, einige auch gezittert. «Das war Todesangst – so was habe ich noch nie gesehen. Ich hab sie alle hereingelassen und versucht, sie zu beruhigen. Einige sind im Chaos gestürzt. Schrecklich.»
Taxichauffeur soll Amokfahrer gestoppt haben
Ein Taxifahrer soll den mutmasslichen Amokfahrer von Mannheim gestoppt haben, Das schreibt «Bild» unter Berufung auf einen Polizisten. Der mutige Taxichauffeur soll gerade eine Pause im Café «Prag» gemacht haben, als der Todesfahrer mit seinem Ford vorbeifuhr. Gedankenschnell nahm der Mann die Verfolgung auf und stoppte den mutmasslichen Täter am Arbeitsgericht.
Der Verdächtige soll aus dem Auto gesprungen sein und auf den Taxifahrer geschossen haben. Dieser wurde nicht verletzt. Der mutmassliche Täter habe seine Flucht daraufhin zu Fuss fortgesetzt. Wenig später wurde er festgenommen.
«Traue mich nicht mehr an den Fasnachtsumzug» – Bevölkerung ist nach Amokfahrt verunsichert
Die Bevölkerung in Mannheim ist verunsichert. Im Gespräch mit Blick machen sie ihrem Unmut kund. «Die kriegen bei uns in Deutschland nichts gebacken. Bei uns läuft alles falsch!», findet Beate Meiffert (57). Sie lebt etwas ausserhalb von Mannheim. «Die Deutschen sind überfordert», findet sie.
Cindy Strubel (32) aus Mannheim sagt: «Ich wollte morgen an einen Fasnachtsumzug gehen. Jetzt traue ich mich nicht mehr – ich hab doch eine Tochter!»
Bundesministerin Faeser dankt der Polizei
Bei einer Pressekonferenz in Mannheim spricht Bundesinnenministerin über die Amokfahrt vom Montagnachmittag. Sie spricht allen Polizei- und Rettungskräfte ihren Dank aus. «Es ist eine unvorstellbare Tat», so Faeser.
Der Innenminister von Baden-Württemberg erklärt, dass man die Innenstädte nicht zu Festungen machen könne. «Es wird keine absolute Sicherheit geben», sagt er.
Foto zeigt wirre «Bremsweg-Berechnung» in Fahrzeug von Amokfahrt
Ein Zettel, der in dem Auto der Amokfahrt von Mannheim fotografiert wurde, sind wirre Berechnungen und Smileys zu sehen.
«Wir sind absolut bestürzt» – Blick-Reporterin spricht mit Politiker
Vor Ort in Mannheim spricht Blick mit Awesenden: «Wir sind absolut bestürzt, was passiert ist. Es ist eine schwierige Situation hier und schockierend, wie sofort Schuldzuweisungen gemacht werden», sagt Politiker Reihnold Götz (70). Weiter sagt er, dass im Internet Fake-News verbreitet würden. «Da kommen schnell Stichworte wie: islamistischer Terror. Ich habe auch Fotos von Pässen gesehen, die die Täter zeigen sollen. Das ist alles nicht wahr und trifft uns besonders, weil wir eine multikulturelle Stadt sind», so Götz gegenüber Blick.
Überwachungskamera filmt Fahrzeug vor tödlichem Crash
In Mannheim hat die Polizei die Bürgerinnen und Bürger am Montag dazu aufgerufen, wegen eines grossen Polizeieinsatzes die Innenstadt zu meiden. Diese solle «grossräumig» umfahren werden, schrieben die Beamten am Montag im Onlinedienst X. Grund dafür war ein Auto, das in eine Menschenmenge gefahren war.
Bei der Amokfahrt sind zwei Personen ums Leben gekommen und mehrere schwer verletzt worden. Auch einem Polizeibericht vom Montagabend ist zu entnehmen, dass zwei Personen gestorben sind. Ein Bild zeigte einen beschädigten, dunkelblauen Ford am Tatort. Der Fahrer, ein 40-jähriger Deutscher, wurde festgenommen.
Stadtbahnbetrieb eingestellt
Das Innenministerium des Bundeslandes Baden-Württemberg warnte die Bevölkerung über die Warnapp Katwarn vor einer «lebensbedrohlichen Lage». Über der Mannheimer Innenstadt kreiste ein Helikopter. Der Stadtbahnbetrieb zwischen Mannheim und Ludwigshafen wurde zwischenzeitlich eingestellt, wie die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH mitteilte.
Mehrere Vorfälle in den letzten Wochen
Auf dem Gelände rund um den Paradeplatz befindet sich seit Donnerstag bis voraussichtlich Dienstag der Fasnachtsmarkt. Mannheim ist mit rund 320'000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt Baden-Württembergs.
«Es ist schrecklich hier, keiner weiss, was passiert ist, man sieht nur Verletzte und den Toten, und man weiss nicht, was man machen soll», zitiert der «Mannheimer Morgen» einen Augenzeugen. Die Intensivstation des Mannheimer Uniklinikums hat einem Bericht von «Rheinpfalz» zufolge den Katastrophenalarm ausgerufen. Ein Reporter der Zeitung berichtete von Hunderten Polizisten, die im Einsatz waren.
In den vergangenen Wochen hat es in Deutschland mehrere Vorfälle gegeben, bei denen Autos in Menschenmengen gerast waren. Im Dezember kamen in Magdeburg sechs Menschen ums Leben, als ein Arzt mit saudi-arabischer Staatsbürgerschaft in den dortigen Weihnachtsmarkt gerast war. Mitte Februar war ein Afghane mit einem Mini Cooper in eine Gruppe von Demonstranten in München gefahren. Eine junge Frau und ein Kind starben.