Auf einen Blick
- Naturschutzorganisation hat im polnischen Wald per Zufall zwei schwarze Wölfe gesichtet
- Die Färbung macht sie so besonders, Genetik will erforscht werden
- Genauer Standort unbekannt, Angst vor Wilderei
Joanna Toczydlowska kann es immer noch nicht fassen. «Es ist etwas Neues und Ungewöhnliches», sagt die Naturschützerin von SAVE Wildlife Conservation Polen gegenüber Associated Press (AP). Der Grund ihrer Freude: zwei kurze Videos. Ursprünglich wurde die Kamera in einem Wald irgendwo in Polen aufgestellt, um Biber zu beobachten. Doch die Linse fing auch schwarze Wölfe ein.
Der erste Clip zeigt einen schwarzen Wolf und der andere sogar zwei. Beide Male waren auch ein grauer Wolf dabei. Die Wölfe wurden während einer Bachüberquerung aufgenommen. Es soll sich bei den zwei schwarzfelligen Exemplaren um ein Geschwisterpaar handeln, wobei vermutet wird, dass eines ein Männchen ist. Die Aufnahmen wurden im vergangenen Jahr gemacht.
Sehr selten und kleiner Genpool
Forscher wollen jetzt mehr über die schwarzen Wölfe erfahren. Darum wurde zum Beispiel im Wald nach Kot gesucht, um mehr über die Genetik der Tiere herauszufinden. Die schwarze Färbung des Felles dürfte seinen Ursprung vor Tausenden Jahren gehabt haben. Es wird vermutet, dass die genetische Mutation sich zuerst beim domestizierten Hund entwickelte und schliesslich bei Wölfen wieder einkreuzte.
Die meisten Wölfe der circa 3000 Exemplare in Polen sind grau oder haben rote Akzente. Schwarze Wölfe sind in Europa äusserst selten, da der Genpool klein ist. In Nordamerika sind schwarze Wölfe wiederum keine Seltenheit. Im US-amerikanischen Nationalpark Yellowstone, der sich hauptsächlich im Bundesstaat Wyoming befindet, ist mindestens die Hälfte aller Wölfe schwarz.
«Für die Menschen ist das ein neues Phänomen»
Wo die Aufnahmen gemacht wurden, verrät die polnische Naturschutzorganisation nicht – aus Sicherheitsgründen. Da die Tiere selten sind, befürchten die Naturschützer, dass Wilderer die Wölfe jagen und töten könnten.
In den 1950er-Jahren waren Wölfe in Polen praktisch ausgestorben, doch in den letzten Jahren hat sich die Population erholt, insbesondere in den zentralen Teilen des Landes Anfang der 2000er-Jahre. Eine Entwicklung, über die sich die polnischen Naturschützer freuen. Darum bemühen sie sich auch, die Angst vor den Tieren zu nehmen. «Für die Menschen ist das ein neues Phänomen, sagt Roman Gula, Leiter des Wolfsüberwachungsprojekts der Organisation, gegenüber AP. «Aufklärung ist eines unserer wichtigsten Ziele.»