Kurz vor der Präsidentschafts- und Parlamentswahl hat Taiwans Militär erneut mehrere verdächtige chinesische Ballons über seinem Gebiet entdeckt. Einer davon sei am Mittwoch von Westen über das Zentrum des ostasiatischen Inselstaats geflogen, die beiden anderen seien im Westen und Nordwesten über dem Meer entdeckt worden, teilte das Verteidigungsministerium am Donnerstag in Taipeh mit.
Experten vermuten, die Ballons könnten zur Einschüchterung der Bevölkerung vor der Wahl dienen. Das Aussenministerium in Peking antwortete am Donnerstagvormittag (Ortszeit) zunächst nicht auf eine Anfrage, was mit den Ballons beabsichtigt wird.
Die Vorfälle erinnern an den Überflug eines chinesischen Ballons in den USA im vergangenen Jahr. Washington warf Peking vor, diesen für Spionage eingesetzt zu haben. China sagte dagegen, der Ballon sei abgedriftet und diene Wettermessungen. Die USA schossen das Luftgefährt vom Himmel.
Die neuerlichen Entdeckungen über Taiwan könnten mit der Wahl am 13. Januar zu tun haben. «China nutzte absichtlich den vorteilhaften Südwest-Wind, um öfter solche unmotorisierten Wetterballons aufsteigen und über Taiwan fliegen zu lassen, und damit die Bevölkerung Taiwans vor der Wahl einzuschüchtern», sagte Su Tzu-yun vom taiwanischen Institut für nationale Verteidigung und Sicherheitsforschung der Deutschen Presse-Agentur.
Auch Michelle Lin von der regierenden Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) sagte, dass die Ballons der Einschüchterung der Menschen in Taiwan dienten.
Ballons können Sicherheit der Luftfahrt gefährden
Seit Montag sichtete Taiwans Militär neun Ballons über seinem Gebiet. Fünf davon flogen über die Insel. Su sagte, die über Taiwan gesichteten Ballons seien ähnlich gross wie Wetterballons. Jener in den USA sei grösser gewesen. Laut Su könnten die Ballons jedoch in der Höhe, in der sie fliegen, die Sicherheit der Luftfahrt gefährden.
China schüchtert Taiwan und seine Regierung immer wieder ein. Peking zählt die Insel unter Verweis auf die Geschichte zu seinem Staatsgebiet und will eine Wiedervereinigung, notfalls auch mit militärischen Mitteln. Die noch amtierende DPP steht dagegen für die Unabhängigkeit.
Die kommende Präsidentschafts- und Parlamentswahl, bei der 19,5 Millionen Menschen abstimmen sollen, wird über das weitere Verhältnis zwischen Taipeh und Peking mitentscheiden. Neben der DPP treten auch chinafreundliche Parteien wie die Kuomintang an. (SDA)