Sie waren mit gutem Beispiel vorangegangen. Schon am frühen Morgen zeigten sich die Kandidaten an den Urnen, warfen ihren Stimmzettel hinein. Lega-Chef Matteo Salvini (49) und Silvio Berlusconi (85) von Forza Italia in Mailand. Der Sozialdemokrat Enrico Letta (56) und Fünf-Sterne-Präsident Giuseppe Conte (58) in Rom. Italia-Viva-Gründer Matteo Renzi (47) in Florenz. Und Staatspräsident Sergio Mattarella (81) in seiner Heimatstadt Palermo. Auch Shooting-Star Giorgia Meloni (45) wollte am Vormittag in Rom wählen. Doch das Blitzgewitter der Reporter schreckte sie ab. Die Chefin der «Brüder Italiens» erschien erst wieder kurz vor Schliessung der Wahllokale gegen 23 Uhr.
Historisch tiefe Wahlbeteiligung von 64,67 Prozent
Die Italiener waren mit weniger Begeisterung dabei. Mit nur 64,67 Prozent landete die Wahlbeteiligung auf ein historisches Tief. Und fast jeder Zweite wählte offenbar rechts. Kaum waren die Wahllokale zu, wurden die ersten Hochrechnungen gebracht. Es sind sogenannte Exit Polls, Umfragen vor den Wahllokalen. Die Ergebnisse des Consorzio Opinio Italia bestätigen den erwarteten Rechtsruck in der italienischen Politik.
41 bis 45 Prozent der Stimmen gehen an das Rechtsbündnis
Gemäss diesen Umfragen, haben zwischen 41 und 45 Prozent der Italiener dem Rechtsbündnis ihre Stimme gegeben. Wie schon in den Umfragen der letzten Wochen bestätigte sich, dass jede vierte Stimme an die «Fratelli d`Italia», die «Brüder Italiens» ging. Damit sind die Neofaschisten mit Abstand die führende Partei.
Laut dem Exit Poll des TV-Senders erreichen die Sozialdemokraten zwischen 17 und 21 Prozent, gefolgt von der Fünf-Sterne-Bewegung mit 13,5 bis 17,5 Prozent. An vierter Stelle könnte die Lega Nord rücken mit 8,5 bis 12,5 Prozent. Sechs bis acht Prozent gehen an Forza Italia. Zusammen kommen Salvinis Rechtspopulisten und die Partei von Silvio Berlusconi möglicherweise auf knapp 20 Prozent. Das Rechtsbündnis scheint gesichert. Giorgia Meloni wird wohl Italiens nächste Ministerpräsidentin.
Das würde, laut Exit Poll, dem Bündnis 111 bis 131 Sitze im Senat bringen und 227 bis 257 Sitze in der Abgeordnetenkammer. Obwohl die genauen Wahlergebnisse erst im Laufe des Montags feststehen, scheint dieser Trend unumkehrbar.