Funkpanne und Missverständnisse
Wie es zum Absturz der DHL-Maschine kam

Ein DHL-Frachtflugzeug aus Leipzig ist kurz vor dem Flughafen Vilnius abgestürzt. Ein Spanier kam ums Leben. Nun legen Recherchen einige der Funksprüche an Bord offen. Die Kommunikation wirft Fragen auf.
Publiziert: 10:48 Uhr
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Aktualisiert: 11:33 Uhr
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Überall liegen Trümmerteile verteilt.
Foto: imago/Scanpix

Auf einen Blick

  • Missverständnisse prägten die letzten Minuten des Unglücksflugs
  • Die Piloten hatten Schwierigkeiten, Anweisungen der Fluglotsin zu verstehen
  • Die Crew fragte zweimal nach Landefreigabe und verstand eine Ziffernfolge falsch
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Janine EnderliRedaktorin News

Waren es menschliche Fehler oder doch Sabotage? Seit Tagen rätselt die Welt über die Absturzursache des DHL-Frachtflugzeugs in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Unter Hochdruck versuchen die Ermittler, aus den Daten des Flugschreibers und Stimmenrekorders, Gewissheit zu erlangen.

In einer detaillierten Recherche hat der «Spiegel» mithilfe von Experten sowie öffentlich zugänglichen Daten und Funksprüchen die Kommunikation an Bord aufgedröselt. Die Rekonstruktion kommt zum Schluss: Missverständnisse und fragwürdige Entscheidungen prägten die letzten Minuten des Unglücksflugs.

«Good morning Control, Postman 18D»

Als Erstes studierten die Journalisten den Funkverkehr zwischen dem Cockpit des DHL-Frachters und der Fluglotsin am Flughafen Vilnius. Der Pilot habe sich beim Tower mit den Worten «Good morning Control, Postman 18D» gemeldet. Postman 18D war das Rufzeichen des Fluges. Daraufhin blieb eine Antwort vom Tower zunächst aus. Erst beim zweiten Versuch habe sich die Lotsin zurückgemeldet. In der Folge erteilte sie Anweisungen zum Landeanflug.

Das Problem: Für die Piloten waren die Instruktionen nur schwer zu verstehen. Sie fragten zweimal nach, ob sie die Freigabe für den Landeanflug haben. Diese Verzögerung könnte dazu beigetragen haben, dass das Flugzeug bereits zu nah am Flughafen und noch mit zu hoher Geschwindigkeit unterwegs war.

Ziffernfolge falsch verstanden

Die Fluglotsin wies die Crew danach an, auf eine für die Landung vorgesehene Funk-Frequenz zu wechseln. An dieser Stelle passierte ein weiterer Fehler: Die Crew verstand die genannte Ziffernfolge offenbar falsch – eine Zahl drang nicht durch. Die Piloten wiederholten die genannte Frequenz, um sicherzugehen, doch die Lotsin schritt nicht ein.

Die Folge: Die Piloten funkten ins Leere – die Lotsin ebenfalls. Der Jet wurde daraufhin immer schneller. Die Piloten versuchten in der Folge, zu reagieren und Geschwindigkeit abzubauen. Dabei sank die Maschine offenbar schneller als geplant, wie der «Spiegel» berichtet. In den Flugdaten sei vermerkt, dass die Piloten die Nase des Flugzeuges vor dem Aufprall noch hochziehen wollten. Dadurch kam es zu einem Strömungsabfall. Das Flugzeug crashte.

Noch sind weitere Untersuchungen nötig, um die Absturzursache endgültig zu klären. Die litauischen Behörden haben nach dem Absturz umfassende Ermittlungen eingeleitet. Im Zuge der Untersuchung der abgesperrten Absturzstelle begannen die Ermittler mit der Bergung der Trümmerteile der völlig zerstörten Maschine – Flugschreiber und Stimmenrekorder werden nun ausgewertet. «Wir planen, sie nach Deutschland zu schicken», sagte der Leiter der beim litauischen Justizministerium angesiedelten Stelle für Untersuchungen von Verkehrsunfällen, Laurynas Naujokaitis. Nach seinen Angaben sollte es für Spezialisten nicht schwierig sein, alle Daten aus den Flugschreibern zu extrahieren, da sie keine grösseren Schäden erlitten haben.

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