Olympia naht, eigene Impfstoffe nicht wirksam: «1,4 Mia Menschen ungeimpft»
Chinas Angst vor dem Omikron-Tsunami

China bleibt nahezu hermetisch von der Aussenwelt abgeriegelt. Doch auch die Chinesen werden Omikron kaum aufhalten können. Dies, während Olympia naht und das Land über keine wirksamen Impfstoffe gegen die Covid-Mutante verfügt. Das kann auch den Welthandel treffen.
Publiziert: 05.01.2022 um 03:03 Uhr
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Aktualisiert: 05.01.2022 um 07:57 Uhr
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Die Olympischen Winterspiele in Peking finden in einer Sperrzone statt. China unternimmt riesige Anstrengungen, um Corona-Ausbrüche zu verhindern.
Foto: AFP
Daniel Kestenholz

Nach Beginn der Covid-19-Pandemie rühmte sich China auch mit sogenannter Impfdiplomatie. Partnerstaaten, die mit China gute Beziehungen pflegen, erhielten grosszügige Lieferungen von in China entwickelten Impfstoffen. China schien bei der Entwicklung dieser Impfmittel ja auch gewissermassen bevorteilt. Die erste grosse Coronavirus-Welle war im chinesischen Wuhan ausgebrochen. Bis heute, trotz grosser Anstrengungen seiner Propagandamaschinerie, hat Peking auch Verdächtigungen nicht aus der Welt schaffen können, dass das Virus in China seinen Ursprung hat.

Doch Länder, die Chinas Impfstoffe Sinopharm und Sinovac erhielten, merkten schon bald, dass die Vakzine weit weniger wirksam sind als die im Westen entwickelten Pfizer/Biontech, Moderna und Astrazeneca. In Thailand etwa, das grosse Mengen der chinesischen Impfstoffe zugekauft hatte, beschwerten sich Menschen bald auf sozialen Medien, dass sie sich genauso gut hätten Kochsalzlösung spritzen können. Das führte fast zu einer diplomatischen Krise zwischen den beiden asiatischen Ländern. Die chinesische Botschaft in Bangkok mahnte die thailändische Bevölkerung sogar auf Facebook, bitte etwas mehr Respekt gegenüber Chinas Grossmütigkeit und Hilfsbereitschaft zu zeigen.

Olympische Sperrzone

Mittlerweile hat auch Thailand sämtliche Impfstoffbestellungen aus China eingestellt. Es werden nur noch Pfizer/Biontech, Moderna und Astrazeneca verimpft. Bloss Länder, die wirklich kein Geld haben, spritzen noch die oftmals gespendeten Chinesenmittel. Dies, während in einem Monat die Olympischen Winterspiele in Peking beginnen – und im Land regelrecht Panik vor den kommenden Wochen herrscht, die das Land der Welt doch eigentlich in prächtigem Licht zeigen sollten.

China verfolgt noch immer eine Politik der Null-Toleranz gegenüber Covid. Infektionsausbrüche werden mit drakonischen Massnahmen niedergeschlagen: harten Lockdowns. Am Dienstag hat Peking damit begonnen, seine olympischen Austragungsorte zu «versiegeln». Personal, das Transportwesen, die Unterbringung von Athleten und Trainern – Olympia wird zum weltweit am strengsten kontrollierten Massensportereignis seit Beginn der globalen Pandemie.

Seit Dienstag sind Tausende von Mitarbeitern, Freiwilligen, Reinigungspersonal, Köchen, Ärzten, Busfahrern und Polizisten, die mit den Spielen zu tun haben, wochenlang in der Sperrzone eingeschlossen, ohne direkten Zugang zur Aussenwelt.


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1,4 Milliarden Menschen ungeimpft

Inzwischen ist bestätigt, dass auch drei Dosen des in China weit verbreiteten Impfstoffs Sinovac weitgehend unwirksam gegen Omikron sind. Das hat eine Untersuchung zweier Hongkonger Universitäten ergeben. China, das bevölkerungsreichste Land der Welt mit 1,4 Milliarden Menschen. Ohne wirksames Mittel gegen die globale Seuche, der rund um den Erdball mittels einer Vielzahl von Massnahmen und jetzt Boostern Einhalt zu bieten versucht wird.

Zu Beginn der Pandemie schien China der Welt bezüglich Schutzmassnahmen voraus. Mittlerweile hat das Reich der Mitte den Anschluss komplett verloren. Länder rund um den Erdball machen Fortschritte und lernen. In China bleibt die Holzhammermethode der harten Lockdowns die einzige Methode. Dies, während Omikron im Anzug ist.

Globale Lieferketten in Gefahr

Es ist unwahrscheinlich, dass die Chinesen Omikron aufhalten können. Chinas Milliardenvolk sei weitgehend ungeschützt, schreibt dazu der renommierte französische Ökonom Olivier Blanchard (73) auf Twitter. «In China gibt es jetzt 1,4 Milliarden nicht geimpfte Bürger. Dies hat erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen für China und die Welt.»

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Blanchard, Professor für Volkswirtschaftslehre am berühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA, rechnet mit umfangreichen Lockdowns in China, die sich «stark auf die Wirtschaftstätigkeit» des Landes auswirken. «Dies hat auch erhebliche Auswirkungen auf den Handel.» Lieferketten würden unterbrochen.

Offiziell gibt es Omikron in China noch nicht. Über die Millionenstädte Xi'an und Yuzhou wurden unlängst Lockdowns verhängt. Laut der staatlichen Propaganda sind die Ausbrüche auf Delta zurückzuführen.

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