Es zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen Wiens. Hier residierte einst das Kaiserpaar Franz Joseph und Elisabeth, auch bekannt als Sisi. Doch wer in diesen Tagen im Schloss Schönbrunn im sogenannten Walk-in Schlange steht, ist selten ein Tourist.
In den alten Gewölben unter kristallenen Lüstern wird getestet – und zwar im Minutentakt. Von 6 Uhr bis 21 Uhr. Wo vor der Pandemie Konzerte und Theater stattfanden, werden Wiener medizinisch gecheckt. Dann folgt der Nasen-Abstrich, schliesslich das Ergebnis des Antigen-Schnelltests. Ist es positiv, wird an Ort und Stelle zur Abklärung noch ein PCR-Test durchgeführt. Alles auf Kosten des Staates.
Schnelltest-Möglichkeiten in nächster Nähe
Hunderte dieser Teststrassen gibt es in Österreich. Es kommen täglich neue dazu. Sie werden durch das Bundesheer unterstützt. Jeder Österreicher kann ein solches Zentrum innerhalb von 15 Minuten Autofahrt erreichen, in Wien sind es gar nur fünf Minuten Entfernung.
Seit gestern dürfen zudem auch Apotheken Wohnzimmer-Tests kostenlos verteilen. Bis zu fünf dieser Corona-Schnelltests pro Person und Monat stehen zur Verfügung. Bedingung: Der Kunde darf nicht unter 15 Jahre alt und muss sozialversichert sein.
Wer sich testet, bekommt ein Stück Freiheit
Zu Hause wird das Kit ausgepackt, der Wattestift fünfmal in der Nase gedreht und in ein Röhrchen gesteckt. An der Streifen-Anzeige ist in 15 Minuten ablesbar, ob man mit Corona infiziert ist oder nicht. Das Selbst-Testing wird mit einem Stück Freiheit belohnt: Denn nur wer Corona-negativ ist, darf in die Schule, zum Coiffeur oder shoppen gehen. Es ist ein Anti-Corona-Regime, das sich auch in Zahlen niederschlägt.
Über drei Millionen Wohnzimmer-Tests sollen in diesen Tagen über den Tresen gehen, so die Apothekerkammer. Bis heute hat Österreich knapp 15 Millionen Corona-Tests durchgeführt. Mit der ehrgeizigen Teststrategie versucht die Regierung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (34) den Spagat zwischen Lockerungen und hoher Sieben-Tage-Inzidenz von aktuell 161 Infektionen auf 100'000 Bewohner (Schweiz: 84). Diese macht Österreich zurzeit zu einem Risikogebiet. Ob das Test-Kalkül letztendlich aufgeht, wird sich zeigen.
Deutschland noch in Wartestellung
In Deutschland würde so mancher gerne mehr testen. So hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (40) im Februar für diese Woche freie Schnelltests für alle angekündigt. Doch die Bundesregierung verschob den grossen Start, will erst morgen entscheiden.
Italien setzt auf gezielte Massentests. Dort, wo gefährliche Varianten toben, wie beispielsweise in Varese an der Grenze zur Schweiz, wird die Bevölkerung systematisch durchgetestet. Auch Frankreich testet. In den Städten wurden Walk-in-Testzentren errichtet. Die Container, Zelte oder Teststrassen befinden sich an zentralen Plätzen oder nahe den Kliniken.